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WIEN/ MuTh/ ImPulsTanz: Joseph Beuys kurz angetastet und ein Glaubensbekenntnis zum künstlerischen Tanz

06.08.2021 | Ballett/Performance

ImPulsTanz: Joseph Beuys kurz angetastet und ein Glaubensbekenntnis zum künstlerischen Tanz (4.,5.8.2021)

Plastic Party Vienna – Happy Birthday Mr. Beuys!
Copyright: ImPulsTanz

Herr Beuys, schon 100 Jahre alt? Ja, „Happy Birthday Mr. Beuys!“ hat so rund ein Dutzend aus der Gefolgschaft von ImPulsTanz ausgerufen. In der neuen Libelle, obenauf am Dach des Leopold Museums. Glückskinder sie alle, denn Joseph Beuys (1921 bis 1986) hatte den Kunstjüngern seiner Zeit eine Erweiterung des Kunstbegriffes in die Münder gelegt. Sehr positiv aus sozialer Sicht gedacht. Somit zählt all dies, das munter kreiert und von den Händlern oder Managern als Kunst ausgegeben wird, zählt dies ein halbes Jahrhundert später nun schon als handelbarer Artikel ‚Kunstwerk‘. Beuys‘ Parole hat bestens funktioniert, und einige Jahrzehnte später leben wir heute in solch einer materiellen wie artifiziellen Kulturwelt die ihre Schwierigkeiten hat, innerlich schöne wie in die Tiefe gehende Kunst zu entstehen zu lassen – tagtäglich in den Galerien oder vor den Graffiti-Wänden (auch den beschmierten?) zu erleben.

Die ‚Plastic PartyVienna‘ hat sich auf eine Spurensuche nach Beuys-Fundstücken in der Performance-Szene begeben. Für Tänzer ist in seinen Aktionsplastiken, Installationen, multimedialen Kreationen nichts wirklich direktes da um es aufzuklauben. Somit ist ein bisschen Spiel, sind Verkleidungen & Rap & Verqueres in den diversen Selbstdarstellungen erlaubt. Zum Drüberstreuen passt solches schon für geneigte Augen und Ohren in der Szene.

Und weiter im MuTh-Theater in der Einzelgänger-Serie von ImPulsTanz: „Ballad“ nennt die burschikose Griechin Lenio Kaklea ihre Mischung aus Demo und Performance. Als ein Glaubensbekenntnis zu künstlerischem Tanz. Sie führt in die Techniken der Ausdruckstänzer der 20er Jahre oder der amerikanischen Modern-Dance-Pionierin Martha Graham ein, weist auf deren ästhetische Gestaltungsprinzipien hin. Pendelt zwischen Expressionismus und der aktuellen Gestik und Gebärdensprache geistig weit simplerer heutiger Art. Ruhig sprechend, mit gewisser Distanziertheit tanzend. Und auch sie, einem Zug der Zeit entsprechend: Sich auch nackt auf der Bühne zu zeigen scheint den Darstellern ein Bedürfnis zu sein, um die eigene persönliche Freiheit zum Ausdruck zu bringen.

Meinhard Rüdenauer

 

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