GASTSPIEL DES NATIONALTHEATER SZEGED – UNGARN
„IL GIOVEDI GRASSO“ 1. 7. 2017 MUTH, 1020 WIEN
Der hünenhafte Dávid Dani als Colonel mit tiefer Bassstimme (Copyright: Armel Opera Festival 2017)
Giovedi grasso wird im Programm mit „Schmutziger Donnerstag“ übersetzt. Es handelt sich um den letzten Donnerstag im Fasching, im süddeutschen Raum auch „Weiberfassnacht“ genant. (In Wien findet an diesem Tag traditionellerweise der Opernball statt.)
Diese Karnevalswirren macht sich auch ein Liebespaar zu Nutze, um den gestrengen übergroßen Brautvater eins auszuwischen und um ans Ziel zu kommen.
Diese Farce des jungen Gaetano Donizetti, (den man guten Gewissen als österreichischen Komponisten nennen darf, lebte er doch in den von den Habsburgern besetzten Teilen in Italiens Norden. Es gibt auch eine für ihn angefertigte Paradeuniform!) dauert gerade genau eine Stunde und ist voll Witz und mit etwas Klamauk angenehm unterhaltsam. Die Musik hat viel Schmelz und Poesie, wenn es um die Liebe geht, bei den netten Querulanten ist ebenso auch ein gewisser Schalk zu hören.
Das ungarische Nationaltheater Szeged gastierte für einen Abend mit einem guten, lustigen Ensemble, einer äußerst witzigen, einfachen Inszenierung, die von der enormen Körpergröße des Basses Dávid Dani immens unterstützt wurde. Die Regiearbeit von Attila Toronyköy in der einfachen, aber witzigen Ausstattung von Zsusza Molnár ist eine flotte Umsetzung mit viel Liebe zum Detail. Allein die kleine Rolle des Dieners Cola ist ein Kabinettstück, der von Szilvester Szélpál köstlich gespielt wurde. Zu singen hat er nicht allzu viel. Der riesenhafte Bass Dani David spielt den Colonello natürlich wunderbar mit Komik und etwas einfältigem Ausdruck, also ganz dem Libretto entsprechend und präsentiert seine Auftrittsszene mit Humor. Die Stimme ist allerdings nicht so „überragend“ wie seine Körpergröße.
Seine schlaue Tochter Nina ist die junge französische Sopranistin Morgane Hyse. Sie bekam die Rolle auf Grund gewonnener Wettbewerbe. Eine hübsche junge Dame mit viel Spielfreude. Die Stimme ist noch eher klein und nicht allzu modulationsfähig, da wäre noch einige technische Arbeit angesagt. Dennoch trug ihre große Spielfreude und Anpassungsfähigkeit an die Kollegen sehr zum Erfolg des Abends bei. Als Ernesto (das ist nicht ihr Auserwählter!) hörte man Tivadar Kiss. Ein Tenore di grazia, der sich hören lassen kann. Seine Arien sang er mit Bravour, aber ohne auf eingelegte Acuti. Als Darsteller lässt er nichts anbrennen, zumal die Geschichte in einer großen Küche abläuft. Das Duett mit Nina wird ein Wettbewerb im Palatschinkenschupfen, der in einem Tennismatch mit Bratpfannen endet. Als Liebhaber Teodoro sah man Kristóf Doszpod. Es handelt eine um kleine komische Rolle für einen Spieltenor, der weder eine Arie noch ein Duett hat, sondern nur viel Ensemble. Er ist ein Soldat des Colonello und hat da wohl nichts zu reden. Das hilfreiche Ehepaar, welches das Pärchen unterstützt sind Veronika Rákai-Himmer als Stefanina und Antal Cseh als Sigismondo. Beide gute Komödianten mit guten Stimmen, wobei vor allem der Bass mit einem guten Parlando auffällt. Eine lustige Rolle auch die Küchenchefin Camilla, gut dargestellt mit netter Stimme von Boglárka Laczák.
Der Dirigent Sándor Gyüdi leitete sehr umsichtig und voll Schwung Bühne und Orchester. Man hörte deutlich, wie viel Spaß alle daran hatten, der auch sofort ins Publikum griff.
Köstlich die Kochrezepte als Referenz an die drei Länder, die an dem Abend beteiligt sind:
Quiche Lorraine für Frankreich, wo dies Öperchen spielt, Gulasch für Ungarn, woher das Ensemble stammt, und oje, Eisbein mit Sauerkraut für Österreich, des Aufführungslandes. Liebe Nachbarn, es sei euch ins Stammbuch geschrieben, bei uns heißt das „Stelze“.