Zwei Kurzopern im MuTh im Wiener Augarten:
„Falsch verbunden“ von Johanna Doderer und
„Das Telefon“ von Gian Carlo Menotti (Vorstellung: 26. 4. 2019)
Am 26. April 2019 fand im MuTh im Augarten, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, ein musikalisch hochinteressanter Abend zum Thema Kommunikation statt. Das reichhaltige Programm bot neben zwei Kurzopern von Johanna Doderer und Gian Carlo Menotti viele Lieder und Arien von weiteren acht Komponisten an.
Richard Böhm leitete das Wiener Kammerorchester. Foto: Böhm
Zu Beginn wurde die 15 Minuten dauernde Oper „Falsch verbunden“ von Johanna Doderer (* 1969) gezeigt, die im Jahr 2006 nach einem Libretto von Daniel Glattauer komponiert und 2007 in Wien uraufgeführt wurde. Regie führte Titus Hollweg, der auch auf humorvolle Weise die Moderation vornahm, in der er die Geschichte der Kommunikation und ihrer Verirrungen kommentierte. Das vierköpfige Sängerensemble – die Linzer Sopranistin Ursula Langmayr, die kolumbianische Mezzosopranistin Ximena Bernal, der kolumbianische Tenor Camilo Delgado und der Wiener Bariton Günter Haumer – versuchte mit drei Laptops und einem Tablet zu kommunizieren. Ziemlich vergeblich allerdings… Musikalisch begleitet wurden die Sänger vom Kammerorchester und deren Dirigenten Richard Böhm.
Im Anschluss an die Kurzoper wurden vom exzellenten Sängerensemble elf Lieder vorgetragen, die vom Publikum mit teils starkem Beifall honoriert wurden, darunter Liebesbriefchen von Korngold, Taubenpost und Ständchen von Schubert, Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte von Mozart, Wir haben beide lang geschwiegen von Hugo Wolf, Two Love Songs von Bernstein, Vous m’avez regardé von Boulanger und Chanson à boire von Ravel. Begleitet wurden sie am Klavier auf einfühlsame Weise von der amerikanischen Pianistin Deirdre Brenner und bei einigen Liedern vom Pantomimen Roman Maria Müller, ehe es schließlich zu den Höhepunkten des Abends kam.
Ursula Langmayr. Foto: Claudia Prieler
Ursula Langmayr und Günter Haumer sangen das Lied Glück, das mir verblieb aus der Oper Die tote Stadt von Erich Wolfgang Korngold mit innigster Hingabe, wobei sie vom Konzertmeister Johannes Fleischmann auf der Geige virtuos begleitet wurden. Nach diesem musikalischen Glanzpunkt wurden die Interpreten verdientermaßen mit vielen Bravo-Rufen gefeiert! Danach folgte ein weiterer köstlicher Höhepunkt, den Ximena Barnal gemeinsam mit Camilo Delgado mit Rossinis Duetto Buffo di due Gatti darboten. Ein „Katzgeheul der besonderen Art“!
Den Abschluss bildete die Opera buffa in einem Akt „Das Telefon oder Die Liebe zu dritt“ von Gian Carlo Menotti (1911 – 2007), deren Uraufführung im Jahr 1947 in New York stattfand. Der Inhalt der Oper, die in englischer Sprache gesungen wurde und deren Libretto der Komponist selbst schrieb, kurz zusammengefasst: Ben will Lucy einen Heiratsantrag machen, kommt aber wegen ihrer ständigen Telefonate nicht zum Zug. Er hat erst Glück, als er von einer Telefonzelle um ihre Hand anhält.
Günther Haumer. Foto: Claudia Prieler
Ursula Langmayr bot in der Rolle der Lucy sowohl stimmlich wie darstellerisch eine Glanzleistung. Wie sie in höchsten Tönen in die Telefonmuschel trällerte und immer wieder ihren Freund Ben damit brüskierte, war beeindruckend. Günter Haumer als Ben, der schauspielerisch gleichfalls brillierte, konnte einem leidtun. Am Klavier glänzte wie schon den ganzen Abend die Pianistin Deirdre Brenner.
Am Schluss lang anhaltender Applaus des begeisterten Publikums für alle Mitwirkenden.
Udo Pacolt