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WIEN/ MuTh Augarten: Das Wiener Kindertheater im MuTh – höchst munteres Geschrei beim „Krach in Chiozza“

07.09.2021 | Feuilleton

Das Wiener Kindertheater im MuTh – höchst munteres Geschrei beim „Krach in Chiozza“ (7.9.2021)

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Copyright: www.lukasbeck.com/Kindertheater

Geschrei auf der Bühne? Ja, Kindergeschrei – zum Glück jedoch nicht solch ein krampfhaftes Theatergeschrei wie es gerade so enervierend im Wiener Volkstheater zu erleben ist. Recht turbulent geht es allerdings hier in „Le baruffe chiozzotta“ schon zu, so vorgeschrieben anno 1762 von Carlo Goldoni in Venedig. „Krach in Chiozza“ heißt es nun zu flotter italienischer Folklore und in der lockeren Dekoration mit der über die Bühne gespannten, mit historischer Badekleidung behangenen Wäscheleine am Adriastrand von Chioggia. Gar arg lässt der lässige Goldoni hier die urigen Fischerfamilien untereinander streiten. Bei einer Tarantella als finales Tänzchen darf dann allerdings ordentlich gejubelt werden, denn nach dem großen Krach finden die drei Liebespärchen ja doch zusammen.

Das Wiener Kindertheater nimmt bei seiner alljährlichen Präsentation im MuTh-Theater am Augartenspitz Goldonis leichtfüßiges Volksstück schon auf die leichte Schulter. Allerdings: Pädagogisch zählt das von Sylvia Rotter 1994 gegründet und von ihr geleitete Jugendkultur-Ensemble zu den wertvollen erzieherischen Institutionen des Landes. Um positive Impulse zu setzen. Wie etwa mit einem kommenden EU-Projekt, um Konzentration und Aufmerksamkeit im Schulalter zu stärken. Rotter setzt durch die Jahre erfolgreich immer wieder auf ihre Strategie, dass durch kindliches, jugendliches Spiel auf der Theaterbühne der Schlüssel für ein erfolgreiches Lernen gegeben werden kann.

Übrigens, auch in Rumänien haben Sylvia Rotters Kindertheater-Visionen ihre Wurzeln geschlagen. Mitbegründet hatte sie das Bukarester Kindertheater, in welchem dieser „Krach in Chiozza“ als Koproduktion demnächst ebenfalls seine Premiere erlebt. Mit rumänischen Kindern, klar. Und ein gemeinsames Umweltprojekt, welches von der Europäischen Klimainitiative finanziert wird, ist in der Kindertheater-Dependance im nordrumänischen Dörfchen Breb –  Prinz Charles hat dort zwei der kleinen historischen Holzhäuser in seinem Besitz –  in Planung: Wie kann aus jugendlicher Sicht eine weitere Verschmutzung der Umwelt vermieden werden, wie ist in Zukunft mit Ressourcen umzugehen.   

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Copyright: www.lukasbeck.com/Kindertheater

Zurück zum Wiener Augartenspitz: Bis 19. September wird Goldonis Lustspiel-Klassiker in wechselnden Besetzungen im MuTh-Theater gespielt. Ganz schön viele höchst ambitionierte Jungschauspieler, voll mitgehende, sind im pädagogischen Aufgebot mit dabei. Wohl nicht nur perfekte Komödianten unter ihnen. Doch ein optimistisch gestimmtes frisches Völkchen ist es jedenfalls. Solch ein erzieherisch gedachtes Theaterspiel hat sich nun schon über zwei Jahrzehnte bewährt – um kultivierte positive Kräfte an die Jugend weiterzureichen. 

Info: www.kindertheater.com / www.muth.at / tickets@muth.at 

Meinhard Rüdenauer

 

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