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WIEN/ Musikverein/ Gläserner Saal: LIEDERABEND THOMAS EBENSTEIN – anspruchsvoll

01.02.2018 | Konzert/Liederabende

 

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Musikverein-Wien/ Gläserner Saal: LIEDERABEND THOMAS EBENSTEIN: ANSPRUCHSVOLL (31.1.2018)

Er befindet sich auf der „Überholspur“ – der in Kärnten geborene Tenor Thomas Ebenstein, der demnächst als Jaquino in „Fidelio“ seine erste Premiere an der Hamburger Staatsoper unter Kent Nagano absolvieren wird. An der Wiener Staatsoper gehört der in Wien ausgebildete Sänger seit 6 Jahren zum Ensemble und hat sich als  köstlicher Tanzmeister in „Ariadne auf Naxos“ ebenso profiliert wie als intriganter Valzacchi in „Der Rosenkavalier“ oder als   zynischer Monostatos in „Die Zauberflöte“ oder als hinreißender Schreiber in „Chowanschtschina“. Thomas Ebenstein erinnert als  manirierter Triquet oder als skurriler Frantz  in „Les Contes d’Hoffmann“ an  den grandiosen Heinz Zednik, besticht  zudem durch seine auffallende Wandlungsfähigkeit und könnte in absehbarer Zeit von Loge bis Nero  (Poppea) auch das Fach von Gerhard Stolze übernehmen. In diesen Tagen – Anfang Februar 2018 – bringt er bei Universal Music seine Debüt-CD beim Label „Capriccio“ heraus: Lieder von Arnold Schönberg, Alexander Zemlinsky, Gustav Mahler, Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold. Gewagt und  auf jeden Fall anspruchsvoll! Gemeinsam mit dem hochbegabten Grazer Patrick Hahn  (Jahrgang 1995) am Klavier präsentierte er das CD-Programm sozusagen „live“ bei einem Liederabend im Gläsernen Saal und erzielten damit einen nachhaltigen Erfolg. Zugleich bekam man eine Lektion über die vokalen Qualitäten des End-Dreißigers: er ist wortdeutlich, hochmusikalisch und bewältigt alle technischen Klippen souverän. Und zugleich verwandelt sich Thomas Ebenstein in einen zynischen Spötter, dann in einen melancholischen Romantiker, wechselt zu skurrilem Humor und trifft immer die Stimmung, die ja auch vom Text ausgeht. Und so stellt sich rasch jene Stille des Zuhörens ein, die ja gerade bei Liederabenden so wichtig ist. Als Beginn wählt er Arnold Schönberg – die sogenannten „Brettl-Lieder“ aus seiner spätromantischen Frühzeit. Pointiert, witzig und relativ selten zu hören. Dann folgen zwei weitgehend unbekannte Brettl-Lieder von Alexander Zemlinsky und dann vier Titel aus Gustav Mahlers „Aus des Knaben Wunderhorn“. Populäre Inseln für das Publikum, das nach der Pause mit dem „Krämerspiegel“ von Richard Strauss (aus dem Jahr 1918) und zuletzt mit Erich Wolfgang Korngold „Songs oft he Clown“. Für mich waren diese in English vorgetragenen Titel aus dem Jahr 1937 die größte Überraschung: sie klingen fröhlich, frech und optimistisch. Man sollte sie nicht nur durch „rising stars“ wie Thomas Ebenstein vorgetragen bekommen. Das Publikum war begeistert und erklatschte 3 Zugaben – alle von Richard Strauss. Da sage noch einer, Strauss habe nichts für Tenöre über gehabt…

Peter Dusek

 

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