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WIEN/ Musikverein: ELISABETH KULMAN / Liederabend im Brahms-Saal

05.10.2016 | Konzert/Liederabende

LIEDERABEND ELISABETH KULMAN am 04.10.2016  im  Musikverein

Eine Sternstunde des Liedgesangs fand im Brahmssaal des Wiener Musikvereins statt. Elisabeth Kulman, die herausragende Mezzosopranistin des deutschsprachigen Raumes – leider nicht mehr auf der Opernbühne zu hören – gab einen Liederabend der besonderen Art. Vor der Pause sang sie ausgewählte Lieder von Franz Schubert, überwiegend eher melancholische Stücke (unter anderem „An den Mond“, „Der König von Thule“, „Der Tod und das Mädchen“), die sie mit ihrer warm timbrierten Stimme, die von den tiefen Registern bis zu den kräftig und sicher gesungenen Höhen eindrucksvoll interpretierte. Aus dieser Reihe muss aber doch „Das Mädchen am Spinnrad“ herausgehoben werden, in dem sie ihre temperamentvolle Ader, die große Bühnenerfahrung und ihre einmalige Gestaltungskraft demonstrieren konnte.

Nach der Pause standen Lieder von Franz Liszt auf dem Programm. Hier kam neuerlich ihre Gestaltungskraft, aber auch ihre sprachliche Vielseitigkeit zur Geltung. Je ein Lied in russischer, französischer, italienischer, englischer und ungarischer Sprache sang sie mit großem Einfühlungsvermögen in den jeweiligen Sprachstil. Daneben gab es natürlich auch noch die bekannten Stücke „Vergiftet sind meine Lieder“ und „Die drei Zigeuner“, aber auch – als interessanter Gegenpol zur Schubert-Version „Der König von Thule“. Begleitet wurde Elisabeth Kulman vom routinierten Liedbegleiter Eduard Kutrowatz. Hier wäre anzumerken, dass der Pianist – vor allem bei Schubert – mit recht kräftigem Anschlag und viel Pedaleinsatz etwas den intimen Rahmen des kleinen Saales sprengte. Bei Franz Liszt war sein kräftiges Spiel aber durchaus angebracht und effektvoll. Nach vier Zugaben, zuletzt Schumanns „An den Mond“ fand der hefig umjubelte Abend einen würdigen Abschluss. 

Johannes Marksteiner

 

 

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