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WIEN/ Musikverein: 40 JAHRE KONZERTVEREINIGUNG WIENER OPERNBALL ORCHESTER

31.10.2021 | Konzert/Liederabende

Wiener Musikverein: 40 Jahre Konzertvereinigungen Wiener Opernball Orchester (30.10.2021)

Es klingt schon wie aus vergangenen Tagen, so ein schönes Jubiläumskonzert im Goldenen Saal des Musikvereins zum Bestehen des Wiener Opernball Orchesters durch vier Jahrzehnte. Bekämpfter Klimawandel – und ein unübersehbarer Wandel im heimischen Kulturleben: Das derbe Abservieren von früherer großer Tradition in Burg-, Volkstheater / das Publikumsdebakel der Wiener Festwochen / in den derzeit schlecht besuchten Theatern das Elektrosound-Gedröhne / von der Stadt Wien großzügig finanzierte Musicaloldies anstatt Goldener Operette / in den Nachrichten des ORF-Hörfunks mit süßlichen Moderatorenstimmen vorgetragene nervende Werbung für CDs von belanglosem  Pop aus Wyoming oder matten neuen Girl-Songs von wo auch immer. 

Hier aber noch einmal, ja, aus Alt-Wien: Der Tarantel-Galopp des Joseph Lanner, Franz Lehárs „Gold und Silber“, die Sperlpolka von Johann Strauss Vater, Feuerfest von Josef Strauss, na klar, auch der Walzerkönig. Das ist frisch gebliebene Musik, in der melodischen Inspiration weit einfallsreicher, phantasie- und seelenvoller als die heute vorexerzierte Rhythmus-Repetier-Masche. Dirigent Uwe Theimer, vor vierzig Jahren Mitbegründer der Konzertvereinigung Wiener Opernball Orchester, geschult als Wiener Sängerknabe, dort pädagogisch tätig, beliebt als stets ausgeglichener Studienleiter in der Volksoper, als Korrepetitor der Staatsoper, künstlerischer Leiter des Langenloiser Musiksommers, erfolgreich in Mörbisch und, und gibt nun die Agenden des Opernball Orchesters an die nächste Generation weiter, bleibt aber dirigierend wie als Lehrender an der Musikuniversität weiterhin unterwegs.

Theimer meint bezüglich des Wandels im kulturellen Denken und dessen Ausrichtung auf geschäftliche Überlegungen: „Wie zum Beispiel junge Musiker und Sänger im heutigen Kulturbetrieb behandelt werden, macht mich sehr nachdenklich. Und es ist eigentlich verwunderlich, dass sich immer noch junge Menschen finden, die für die Kunst brennen.“ Na ja, in Wien so rundum geblickt: Sind da überhaupt noch jüngere Österreicher in größerer Zahl mit dabei?  Diese beiden brennen noch, die altgedienten Kammersänger Ildiko Raimondi und Herbert Lippert. Für Lehárs „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt“ waren sie jedenfalls souverän im Einsatz. Und Intendant Alfons Haider, im Burgenland nach alten Musicals schielend, hat als Moderator diese in früheren Jahren weit, weit sorgfältiger ausgeübte Pflege Wiener Musiktradition und ihre heutigen Vertreter wohl zu würdigen verstanden.

Meinhard Rüdenauer

 

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