Wien/Musiktheater an der Wien
23.2. „Roméo et Juliette“, MusikTheater an der Wien im Museumsquartier, „Aufgedeckt:
Was Sie schon immer über Roméo und Juliette wissen wollten!“ Ist Juliette bisexuell? Nimmt Roméo Drogen? Hat Frère Laurent ein intimes Verhältnis mit Juliette? Führt Juliette ein Video-Tagebuch? Trägt Roméo schwarze Unterwäsche? Antworten auf diese spannenden Fragen gibt die Neuproduktion von Charles Gounods „Romeo et Juliette“ im MusikTheater an der Wien.
Foto: Monika Rittershaus
Die Handlung spielt Mitte der 1990er-Jahre. Romeó und Juliette sind Sprösslinge verfeindeter Filmclans und machen Hollywood mit feschen Sportwagen unsicher. Juliette ist an die zwanzig Jahre alt und bereits sexuell erfahren. Regisseurin Marie-Eve Signeyrole hat eifrig daran gearbeitet, Charles Gounods Oper nach ihren Vorstellungen umzukrempeln. Das Programmheft zitiert sie mit dem Satz: „Das Libretto hat leider mit dem Drama von Shakespeare nicht sehr viel zu tun.“ Leider hat auch die Inszenierung von Marie-Eve Signeyrole mit Gounods Oper nicht sehr viel zu tun.
Wo Gounod die innere Entwicklung der Figuren nachzeichnet, das Erwachen der ersten, unwiderstehlichen, ewig geglaubten Liebe zwischen zwei jungen Menschen, setzt Signeyrole auf Äußerlichkeiten und Aktionismus. Sie rückt vor allem den Kampf der beiden unversöhnlichen Familien in den Mittelpunkt und stellt Julia viel zu lebenserfahren und „abgebrüht“ auf die Bühne. Nicht nur die Geschichte mit dem vermeintlichen Gifttrank und Juliettes Scheintod wirken in diesem szenischen Setting dramaturgisch schwer unglaubwürdig. Das Finale entwickelt peinlich-groteske Züge, wenn sich der sterbende Romeo mühsam zu seinem Sportcabrio schleppt, wo Juliette noch bis zum bitteren Ende manisch ihr Videotagebuch weiterführt: Sie stirbt an einer Kohlenmonoxidvergiftung durch Auspuffgase.
http://www.operinwien.at/werkverz/gounod/a14romeo.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at