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WIEN/ Musiktheater an der Wien: RODELINDA von G.F. Händel. Konzertant

19.11.2024 | Oper in Österreich

MusikTheater an der Wien RODELINDA  18.11.2024

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Foto: Harald Lacina

Nur Historikern sind die Langobarden und ihre Geschichte heute wohl noch mehr als der bloße Name ein Begriff und wäre da nicht die wundervolle, geradezu elektrisierende Musik des großen Händel, wer würde sich heute noch für eine Oper über die lombardische Königin interessieren? Nun, Händels Rodelinda (HWV 19) eroberte am 13. Februar 1725 die Bühne des King’s Theatre am Londoner Haymarket. Mit 13 Reprisen gehörte sie zu den erfolgreichsten Opern Händels. Nicola Francesco Haym (1678–1729), ein italienischer Cellist, Komponist und Librettist, schuf das dreiaktige Libretto, basierend auf einer älteren Vorlage von Antonio Salvi (1664–1724) aus dem Jahre 1710, das von Giacomo Antonio Perti (1661–1756) für Florenz vertont worden war. Dieses Libretto wiederum fußte auf Pierre Corneilles (1606–1684) Tragödie „Pertharite, roi des Lombards“ von 1651. Der Stoff entstammt der Historia Langobardorum des Paulus Diaconus (725/730 – 797/799). Die komplizierte Handlung der im Jahr 665 spielenden Oper lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der Thronräuber Grimoaldo versucht Rodelinda, die vermeintliche Witwe des vertriebenen Bertarido, zur Ehe zu zwingen. Der heimgekehrte Bertarido wird von Grimoaldo eingekerkert und kann, nach erfolgreicher Flucht, ein Attentat auf seinen Widersacher vereiteln. Aus Dankbarkeit erhält er vom Tyrannen die Gattin, seinen Sohn und den Thron zurück. Die Zeitspanne der Ereignisse in dieser Oper beträgt einen Tag, wobei die Schlussszene kurz nach Sonnenaufgang spielt. Händel wollte mit seiner Musik keine mittelalterliche Stimmung beschwören, vielmehr folgte er dem zeitgenössischen Geschmack mit seinem Schema von Arie und Rezitativ. Er teilte jedoch präzise die unterschiedlichen Stimmlagen in „gut“ und „böse“ ein. Demgemäß wirken die eher tiefen Stimmen von Eduige (Alt) und Garibaldo (Bass) bedrohlich, während die hohen Stimmen von Bertarido (Alt), Rodelinda (Sopran) und Unulfo (Alt) als positive Charaktere ausgewiesen werden sollen. Für diese Aufführung erstellte das aus der lombardischen Stadt Lodi stammende Ensemble La Lira di Orfeo eine Neuausgabe der Partitur und die Konzertmeisterin dieses Ensembles, Elisa Citterio, entfachte Händels zündende Musik gemeinsam mit ihren hervorragend musizierenden Mitgliedern zu einem wild lodernden mitreißenden Inferno. Giuseppina Bridelli übernahm kurzfristig die Partie der Rodelinda für die erkrankte Karina Gauvin. Als kämpferische Königin attackierte sie in ihren Koloraturen besonders heftig und ließ dabei die farbige Schönheit ihrer lupenreinen Höhe erstrahlen. Trauer um den tot geglaubten Gatten Bertarido und der Druck durch Grimoaldo, König von Benevent, müssen eine solche seelisch zerrüttete und gequälte Frau geradezu in den Wahnsinn treiben. Raffaele Pe begeisterte das Publikum in der Rolle des mit sich im Inneren ringenden vermeintlich verstorbenen Gatten von Rodelinda, Bertarido. Perlende Koloraturen und seine vielseitige, ausdrucksstarke Stimme zeichnen ihn als einen der bedeutendsten Countertenöre Italiens aus. Der polnische Altist Rafał Tomkiewicz stand seinem Kollegen in der Rolle seines Freundes Unulfo, was gesangliche Technik und stimmlichen Wohlklang betrifft, in nichts nach. Gleichzeitig ist er aber auch der Ratgeber von Grimoaldo, der durch die Ehe mit Rodelinda seine Macht festigen will. Luigi Morassi, Eduiges Verlobter, gefiel als Bösewicht Grimoaldo durch seinen diszipliniert geführten stählernen Tenor.

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Foto: Harald Lacina

Mirco Palazzi setzte seine erdige Bassstimme in der Rolle des Garibaldo, Herzog von Turin und Gegner Bertaridos, äußerst geschmeidig ein. Er ist der eigentliche Motor der Handlung, da er den wankelmütigen Usurpator Grimoaldo immer wieder in jagoartiger Manier zu Untaten verführt. Bei manchen seiner Auftritte dirigierte er sogar das Ensemble und war darin völlig in seinem Element. Die für die erkrankte Giuseppina Bridelli eingesprungene Sonia Prina wartete als Bertaridos Schwester Eduige mit einem ausdrucksstarken Mezzosopran auf, der in gesanglicher Hinsicht keine Wünsche offenließ. Das heroische Finale der Oper gipfelte schließlich in einem grandiosen Händelduett. Rodelinda wurde zuletzt 2011 unter Nikolaus Harnoncourt in der völlig missglückten Inszenierung durch seinen Sohn Philipp im Theater an der Wien gespielt. Da lobe ich kir schon diese konzertante Aufführung, bei der die Singenden auch interagierten und ihren Part auch überwiegend ohne Partitur vortrugen. Maestra Elisa Citterio und  ihre Sängergilde erhielten einen etwa 20minütigen gebührenden Applaus vom Publikum, dem sich der begeisterte Rezensent überzeugt von dem eben Erlebten gerne anschloss. .

 Harald Lacina

Nachtrag von Fritz Krammer

Fast 20 Minuten Beifall mit der Wiederholung vom Finale, hat der Nachbar am Ring momentan nicht.

https://www.laliradiorfeo.it/

 

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