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WIEN/ Musiktheater an der Wien in der Kammeroper: RICHARD III. von Heny Purcell

03.06.2024 | Oper in Österreich

MusikTheater an der Wien in der Kammeroper Henry Purcell Richard III. 3.6.2024

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Copyright: Herwig Prammer

Vergeblich wird man eine Oper oder Masque mit dem Titel „Richard III.“ im Oeuvre des Orpheus britannicus suchen, weil er eben keine geschrieben hatte. Aber es gibt so viel wunderbare, bekannte und unbekannte Musik bei ihm zu entdecken, dass sich Kateryna Sokolova, die Regisseurin, Benjamin Bayl, der Dirigent, und Kai Weßler, der Dramaturg, zur Konzeption eines solchen Werkes entschlossen haben und gemeinsam die Musikauswahl und Textfassung trafen. Der Vollständigkeit halber sei hier noch angemerkt, dass Luigi Canepa (1849-1914) ein dramma lirico „Riccardo III.“ komponierte, das 1879 in Mailand uraufgeführt wurde und Marco Tutino (1954*) ein dreiaktiges Ballett „Riccardo III.“. Die Dreiteilung des Titelhelden funktioniert hier kongenial, indem die Wesensmerkmale von Richard – Körper, Geist und Seele – verstärkt werden. So markiert der Tänzer Fabian Tobias Huster dessen Körper, der Schauspieler Sören Kneidl seinen Geist und der Sänger Christoph Filler – zumindest darstellerisch – die Seele Richards. Auf Grund einer Kehlkopfentzündung konnte Letzterer seinen Part nur mit Schutzmaske markieren, während der nordirische Bariton Timothy Connor am Bühnenrand vom Blatt sang. Das schlichte Bühnenbild von Nikolaus Webern besteht aus sich nach dem Bühnenhintergrund verjüngenden Tudorbögen, wobei Zwischenvorhänge die verschiedensten Schauplätze andeuten. Zur Unterstreichung der festlichen Barockmusik Purcells ließ Regisseurin Kateryna Sokolova Studierende der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien als „Volk“ in historisierenden Kostümen der Chilenin Constanza Meza-Lopehandía mitwirken. Shakespeares Historiendrama „The Tragedy of Richard the Third“ bildet nach dem dreiteiligen Henry VI. den Abschluss seiner York-Tetralogie, mit der er die sogenannten „Rosenkriege“ thematisierte.

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Copyright: Herwig Prammer

Richard III. macht uns bei Shakespeare und auch in dieser Bearbeitung zum Mitwisser und Komplizen seiner grausamen Taten, mit denen er sich schlussendlich auf den englischen Thron putscht, zwei Jahre später aber mit erst 32 Jahren in der Schlacht von Bosworth fiel. Neben Bühnenmusik, Oden und Anthems von Purcell wurde auch zeitgenössische Musik von Jeremiah Clarke, John Dowland, John Eccles, Robert Johnson, William Croft und Matthew Locke, teils in Arrangements des Dirigenten, in dieses Projekt eingearbeitet. Der politische Tenor von Shakespeares Drama muss in dieser musikalischen Fassung der mörderischen Familiengeschichte weichen, will man ein heutiges Publikum, das über die Rosenkriege nur wenig weiß, bei der Stange halten. Der australische Dirigent Benjamin Bayl gelang am Pult des Bach Consort Wien eine abwechslungsreiche wie spannende Interpretation der Musik Purcells und seiner Zeitgenossen. Der Schauspieler Sören Kneidl mit hervorragender Diktion als Richard zeigte alle Fassetten dieses machthungrigen Egomanen Richard auf und wurde in seinem Bemühen, die Kronprätendenten erfolgreich aus dem Weg zu räumen, vom Tänzer Fabian Tobias Huster und Christoph Filler geschmeidig umgarnt. Sie bilden zumeist eine Einheit, die aber fallweise zerfällt, um wieder spannungsgeladen zueinander zu finden. Zwei Damen und Herren traten noch in mehreren Rollen spielend und singend auf. Die britisch-österreichische Sopranistin Louise Kemény war vor allem als leidende Lady Anne zu bewundern, verkörperte des Weiteren noch eine Barsängerin, und die Hosenrollen von Lord Hastings und eines Bürgers. Martina Neubauer, selbst noch Studentin an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, war besonders eindringlich in der Darstellung der Herzogin von York, der Mutter Richards. Daneben war sie noch als Bardame, Bürgerin, und in den Hosenrollen des Prinzen und Stanley Graf von Derby zu bewundern. Johannes Bamberger verlieh seinen strahlenden Tenor George, Herzog von Clarence, dem Bruder von Richard, sowie dem Grafen von Richmond, Sir William Catesby, einem Schreiber, einem Höfling und einem Bürger. Der französische Bass Antoine Amariu, ebenfalls noch Student der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, ergänzte rollengerecht mit guter Stimmführung in den Rollen von König Edward IV., dem Bürgermeister von London sowie eines Höflings und eines Bürgers. Der Einspringer des Abends, der Nordire Timothy Connor, gefiel mit seinem tiefen erdigen Bariton.

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Copyright: Herwig Prammer

Der Abend endete beschwingt mit viel Applaus für alle Beteiligten und das gesamte Regieteam.

 Harald Lacina

Fotocredis: Herwig Prammer

 

 

 

 

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