MusikTheater an der Wien im Museumsquartier: „Wo die wilden Kerle wohnen“ (17.12.2023)
Foto: Werner Kmetitsch/ Musiktheater an der Wien
Die Guckkastenbühne ist schon recht manierlich eingerichtet. Doch der kleine Max scheint hier sehr unzufrieden zu sein. Er rumort. Kein nettes Liedchen ist von ihm zu hören. Auch aus dem Orchestergraben klingt es recht ruppig, nichts mag die Ohren so richtig erfreuen. Auch wenn sich Max dann auf die Fahrt in das Land der wilden Kerle begibt: Im großen Orchester (die Wiener Symphoniker unter Stephan Zilias) wird ebenfalls rumort, und die stattlich besetzten Blechbläser blasen gar artig laut dazu. Der Schotte Oliver Knussen – 1952 bis 2018, als Dirigent und Orchesterchef erfolgreich in London tätig – komponierte diese kurze Kinderoper 1983 nach der Vorlage des gleichnamigen Hit-Bilderbuches von Maurice Sendak. Die Musik klingt im Stil der britischen Musikavantgarde dieser Jahre. Kompakt, stets wurlend, so ganz ohne das Gemüt ansprechender Melodie – also weit, weit entfernt von einer herzigen Puppenfee.
Puppenspieler Nikolaus Habjan hat sich als Inszenator der wilden Kerle, dem Bart- und Ziegenkerl, dem Hornkerl, anderer zotteligen Spukgestalten mit großen leuchtenden Augen in seiner spielerischen Manier angenommen. Und somit funktioniert diese Phantasiereise des aufmüpfigen Max (Jasmin Delfs) durchaus sehenswert. Bisserl durcheinander geht es allerdings schon zu. Auf der Bühne wie bei der höchst lebendig herumtobenden Kinderschar im Foyer. Aufmerksam und recht stoisch wird von diesen der wilden Kerle Tohuwabohu aufgenommen. Vielleicht der meisten Kleinen allererster Opernabend – nicht das Herz ansprechend, doch irgend ein buntes, nicht so ganz durchschaubares Spektakel bleibt als Erinnerung.
Meinhard Rüdenauer