12.10.2024 ThadWien „Idomeneo“
Das Theater an der Wien wurde mit der Neuproduktion von Mozarts „Idomeneo“ eröffnet. Da die Umbauarbeiten doch etwas länger gedauert haben als geplant, konnte das Werk nur konzertant aufgeführt werden. So sehr man es schätzen durfte, nicht mit zahllosen platten Regie-Ideen gefüttert zu werden, so sehr merkte man aber auch, wie sehr es – auch bei dieser Oper – szenischer Erklärung bedarf. Den Inhalt nur auf den gesungenen (und mitzulesenden) Text zu beschränken, heißt, ihn nur unzureichend zu verstehen, außer man ist großer Opern-Guru, der das Werk schon zahllose Male gesehen hat.
Die Konzentration auf das rein Musikalische lässt allerdings den Kritiker sehr hellhörig werden und Fehler zu entdecken, die man an anderen Abenden durch die optische Ablenkung durch die Szenerie weniger deutlich zur Kenntnis nimmt. Das Orchester der Wiener Symphoniker spielte vor der Pause einen nicht sehr geschmeidigen Mozart, leichte Unsauberkeiten waren zu hören, erst nach der Pause konnte man mit dem Gebotenen zufrieden sein. Dirigent David Bates ließ gelegentlich die Zügel zu locker, die Koordination mit dem Chor gelang nur bedingt. Das einheitlich gute Sängerensemble mühte sich nach Kräften etwas Leben in die komplizierte Handlung zu bringen. In der Titelrolle war Attilio Glaser zu hören, sein kräftiger Tenor klang in allen Lagen gut, wenn auch das Timbre seiner Stimme nicht jedermanns Sache war. Slávka Zámečníková als Prinzessin Ilia hätte ihre Stimme ein wenig den Gegebenheiten des Hauses anpassen können, damit ihr an sich guter Sopran etwas weniger Schärfe gezeigt hätte. Emily Sierra als Idamante sang mit warmem Timbre die Rolle des zu opfernden Sohnes. Star des Abends war wohl Elena Tsagallova als Elettra. Mit makellosen Koloraturen sang sie diese Rolle, an Schwierigkeiten mit der Königin der Nacht vergleichbar. Aufhorchen ließ auch der mächtige Bass von Levente Pall als La Voce.
Das Publikum feierte eine gute Aufführung einer selten gespielten Oper und den gelungenen Umbau dieses traditionsreichen Musiktheaters.
Johannes Marksteiner