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WIEN/ Museumsquartier: Wim Vandekeybus (6.8.2019) und nasa4nasa (7.8.2019) – mit gar nicht unwichtigen sozialen Aspekten

08.08.2019 | Ballett/Performance

 


Wim Vandekeybus: UltimaVez (BE) – Go Figure Out Yourself4  © Danny Willems

ImPulsTanz: Wim Vandekeybus (6.8.2019) und nasa4nasa (7.8.2019) – mit gar nicht unwichtigen sozialen Aspekten

‚Social‘ ist in den Affichen von ImPulsTanz unten angeschrieben – und solch ein Aspekt in dieser zur Zeit hier gepflegten Vernetzungskultur ist nicht der uninteressanteste Ansatzpunkt. Die Besucher dieser sommerlichen Veranstaltungsreihe tauchen in eine durchaus eigene Welt ein. Es ist ein überwiegend jugendliches, offenes, ein suchendes, eher unkritisches Publikum, welches sich auch individuell zu behaupten versucht. Die nach Wien eingeladenen kleinen Ensembles oder Einzelgänger der europäischen Performance-, Tanzszene können nicht so leicht eine Antwort geben. Impulsive Körpersprache, heutige Tanzmanierismen, die diversen Zuckungen, am Boden kriechen und auch so manch ausgestoßenes Geschrei können expressive Bilder ergeben, wiederholen sich allerdings doch häufig, wirken austauschbar. Wie ein trivial untermalender Sound des öfteren dazu. 

‚Social‘ im besten Sinn ist „Go Figure Out Yourself“ gewesen. Der arrivierte, durch Jahre stets nach Wien geholte Belgier Wim Vandekeybus hat für fünf Mitglieder seiner Ultima Vez-Kompanie ein Animationsspiel arangiert. In den Hofstallungen des Wiener Museumsquartier wird zwischen dem herumstehenden, -wandernden Publikum teils impulsiv, teils amüsant gestikuliert, werden überhitzte Machtspiele vorgeführt, werden ständig die Position gewechselt, wird viel palavert, wird so mancher der Zuseher umgarnt. ‚Maybe it´s a cabaret of questions with no answers‘ – maybe, vielleicht, vielleicht so oder so – ist als Motto diesen Turbulenzen vorangestellt. Und Antworten ….? Es mangelt nicht an Nonsens, doch die unverkrampft dargelegten Anprangerungen wie alle Kommunikations-Actions werden spielfreudig und phantasievoll präsentiert.

‚Social‘ nun ziemlich anders – überhöhendes zwischenmenschliches Verstehen wird durch zwar einfache, doch sensibel umgesetzte esoterische Bewegungsabläufe gesucht. „Suash“ steht über dieser Performance im Museum moderner Kunst: Zwei elegante junge Ägypterinnen, als nasa4nasa deklariert, ganz und gar keine Belly Dancers, schlanke Figuren in roten Trikots, durchmessen schreitend oder in harmonischem Gleichklang figurierend völlig gefasst, ruhig atmend, total konzentriert den Raum. Mit ihren synchronen Abläufen demonstrieren sie reinste Homogenität, um schließlich am Boden ruhend in seelischer Verschmelzung zueinander zu finden. Nach 26 Minuten ist schon alles wieder vorbei – doch diese stimmige Harmonie wird vom Betrachter mit positiver Resonanz aufgenommen und wirkt nach.

 

Meinhard Rüdenauer

 

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