WIEN/ Museumsquartier, 21.10.2025 „Eurydice- Die Liebenden, blind“. Neue Oper Wien, „Ausgedünnter Mythos“

Foto: Armin Bardel
Orphée und Eurydice – der „Urmythos“ des abendländischen Musiktheaters ist um eine Facette reicher. Manfred Trojahn nimmt in seiner Oper „Eurydice – Die Liebenden, blind“ einen Perspektivenwechsel vor: Er rückt Eurydice in den Mittelpunkt.
Der Komponist hat die Handlung in eine nicht nähert definierte Gegenwart verlegt. Eurydice ist eine Schauspielerin, die sich auf ihrer „Todesreise“ befindet. Im ersten Akt lernt sie bei einer Zugfahrt Orphée kennen, der sich in sie verliebt. Im zweiten Akt folgt Orphée seiner von Pluton in den Hades geleiteten Geliebten. Im dritten Akt scheint es, als habe Eurydice in der Unterwelt ihren Platz gefunden. Wird sie das Angebot Orphées, sie aus dem Totenreich zu befreien, annehmen?
Die Geschichte, die erzählt wird, ist insgesamt etwas „schwebend“, aber Trojahn hat sich bei dieser Oper auf eine „eindeutige Uneindeutigkeit“ eingeschworen. Eurydice befindet sich in einem jede Regung, jedes Wort relativierenden „Traumzustand“. Außerdem plagen sie starke Selbstzweifel, die in dem Satz kulminieren: „Bin ich noch ich, war ich es je?“. Aber zumindest im Hades darf Eurydice die Königin spielen, ein Wunsch, der ihr in ihrem Leben als wenig erfolgreiche Schauspielerin offenbar versagt geblieben ist…
http://www.operinwien.at/werkverz/trojahn/aeurydic.htm
Dominik Troger/ www.operinwien.at

