
Salvatore Zambattaro, Claudia Agostini, Stefan Fleischhackerm Marco Turriziani, Sandro Poppa und Mauro de Vita. Alle (Handy-)Fotos: Manfred A. Schmid
WIEN / L.E.O.: CINETIC TRIO begeistert als QUINTETT mit Italianita
15. September 2023
Von Manfred A. Schmid
Das römische Cinetic Trio, bestehend aus Marco Turriziani (Gesang, Gitarre), Mauro de Vita (Fagott) und Salvatore Zambattaro (Akkordeon, Klarinette), wurde von Turriziani gegründet, um die aus seiner Feder stammenden Filmmusiken und Lieder auch in Konzerten einem breiteren Publikum live präsentieren zu können. Bei seinem Gastspiel im L.E.O., dem bekanntlich Letzten Erfreulichen Operntheater in der Ungargasse in Wien, tritt das Trio in einer zu einem Quintett erweiterten Formation auf, ergänzt durch Claudia Agostini (Klavier) und dem Schlagzeuger Sandro Pippa, der u.a. am Tamburin mit atemberaubender Virtuosität Begeisterungsstürme auslöst.
In Auf zu neuen Ufern erzählen die Musiker zu fünft mit Klängen und Geräuschen (das Rauschen des Winds, das Summen einer Biene, das Geheul eines den Mond anbellenden Wolfs), mit Worten und Musik die Geschichte der kleinen Birgit Birkenblatt, die mit tausenden Schwestern am Ufer eines Sees (in Wien natürlich am Ufer der Donau!) lebt und eines Tages, von einem Windstoß verweht, abhebt und eine Reise beginnt, die sie bis nach Italien bringt, wo sie u.a. – aus der Vogelperspektive – eine Zirkuskolonne unterwegs auf der Landstraße und ein nächtliches Fest in einem Dorf beobachten und miterleben kann. L.E.O.-Hausherr Stefan Fleischhacker führt als eine Art Conferencier bzw. Reiseleiter durch den Abend.

Sandro Pippa
Die etwas dürftige Handlung, als „philosophisches Märchen für Erwachsene“ angepriesen, wirkt nicht sehr überzeugend, auch wenn bei der Schilderung des bunten Treibens im Dorf u.a. immerhin auf Texte des berühmten Dichters Giacomo Leopardi zurückgegriffen wird. Das stört aber nicht weiter, denn es ist vor allem die Musik von Marco Turriziani, die, in exzellent instrumentierten Arrangements von Salvatore Zambattaro, in den Köpfen der Zuseher und Zuhörer eine Flut von Bildern, Gerüchen und Geschmaksempfindungen auslöst. Das führt dazu, dass wohl jeder eine ganz eigene Version dieser Reise nach Italien miterlebt und durchlebt, mit eigenen Gefühlen und Erfahrungen. Urlaubsfeeling, Italiensehnsüchte und Erinnerungen inbegriffen.
Turrizianis rythmisch durchpulsierte und melodisch fesselnde Musik erinnert zuweilen an Nino Rotas Kompositionen für die Filme Federico Fellinis, ist aber durchaus eigenständig, voll von Poesie, italienischer Lebensfreude und augenzwinkerndem Humor. Zu entdecken sind wohl auch Anklänge an Prokfievs Peter und der Wolf, das Klavier klingt einmal ganz nach Eric Satie, und die Klarinette von Zambattaro lässt gelegentlich sogar Klezmer-Assoziationen entstehen. Der Komponist besticht auch als hervorragender und überaus sympathischer Interpret seiner eigenen Lieder: ein Cantautore ganz besonderer Art, der mit Titeln wie „Amico cagnolino“ (Mein Freund, der Hund), „La buffata“ (Das große Fressen) oder „Omaggio a un clown“ (Hommage an einen Clown) die Herzen berührt und das Publikum am Ende eines langen Sommers noch einmal in ein traumhaftes, sonniges Italien entführt, bevor der Ernst des Lebens wieder den Alltag in Beschlag nehmen wird.