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WIEN/ Krypta St. Peter: DER LIEBESWALZER von Carl Michael Ziehrer

"Liebeswalzer" als Kelleroperette

20.04.2018 | Operette/Musical

Operette in der Krypta von StPeter, 19. 4. 2018: Carl Michael Ziehrers „Ein Liebeswalzer“ als Kelleroperette 

„Der Liebeswalzer“, schon gehört? Wien, 1908, eine Operette des damals als k. u. k. Hofballmusikdirektors ungemein populären doch nun schon (beinahe) vergessenen Carl Michael Ziehrer. Dessen erfolgreichste Operette „Die Landstreicher“ (der Hit seinerzeit: „Sei gepriesen, du lauschige Nacht!“) ist wohl auch bereits in der Edle-Noten-Schublade gelandet. Also, ade du gutes Alt-Wien! Immerhin, hinunter in die Krypta der Wiener Peterskirche. In Kleinformat wird dort immer wieder durchaus ambitioniert musiziert. Ist aber als alles andere als ein ideales Operettenplätzchen. Eine Art Notunterkunft etwa auch für das Ensemble Oper@Tee, Operettennachwuchs mit unterschiedlichen Talenten aus den Klassen des Wiener Konservatoriums/Privatuniversität.

Klar: ein Klavier muss hier genügen. Bisserl turbulent geht es dabei trotzdem zu. Doch Ziehrers eingängige Melodienfolge, besonders seine herzlich ansprechenden Duette oder die G´sangl mit so richtigem Wienerlied–Zuschnitt, läuft wie geschmiert. Allerdings, die gängige Story von anno dazumal… wie päpperlt man so etwas auf? Robert Herzl, selbst in die Rolle eines ungestümen patscherten Frauenhelden geschlüpft, hat in seiner Bearbeitung auf die Spielfreude seines sich auf dieser kärglichen Spielwiese voll hingebenden Ensembles gesetzt. Reichlich ausgespielte Emotionen: Ein lebendiges Hin und Her, gute Mimik, manch zu lauter Ton. Und der damals gefeierte Volksmusikant Ziehrer heute? Anschmiegsamer Wiener Walzerzauber, aber für die heutige Gender-Wien-Werbung wohl bereits zu ausgeleiert.

Meinhard Rüdenauer

 

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