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WIEN/ Krypta der Peterskirche: TOSCA

27.10.2018 | Oper

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Opern-Überraschung in der Krypta: „Tosca“ von Giacomo Puccini (Vorstellung: 27. 10. 2018)

Bereits seit vier Jahren gibt es in der Krypta der Wiener Peterskirche eine neue Opernbühne, die begeisterten Opernfreunden ermöglicht, Werke hautnah zu verfolgen. Als ich vor ein paar Wochen gefragt wurde, ob ich schon einmal eine Opernvorstellung in einer Krypta gesehen habe, stellte ich die Gegenfrage: „In einer Kirche in Wien?“ Die Dame aus Kanada schmunzelte über meine Unwissenheit und gab mir den Rat, diese Wissenslücke über das Wiener Operngeschehen sobald wie möglich zu schließen.

Am Samstag, dem 27. Oktober 2018, war es endlich soweit. Und ich erlebte mit der Aufführung der „Tosca“ von Giacomo Puccini eine gewaltige Überraschung! Als Oper am Klavier gab die Krypta mit ihren alten Gewölben eine ideale Kulisse für das Opern-Kammerspiel, wie Dorothée Stanglmayr, die Intendantin dieser neuen Opernbühne, im Vorwort des Programms formuliert.     

 Die Uraufführung von Puccinis Oper, deren Libretto Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou verfassten, fand im Jahr 1900 in Rom statt und war von Anfang an eine Erfolgsgeschichte – genauso wie das Theaterstück, in dem Sarah Bernhardt als Schauspielerin gefeiert wurde.

In der Krypta der Peterskirche wurde Tosca in italienischer Sprache als Oper am Klavier szenisch aufgeführt und vom Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen. Regie führte der amerikanische Sänger Joel Andrew Wolcott, der seit 2015 in Wien lebt und seit dem Sommer 2017 der künstlerische Leiter von Oper in der Krypta ist. Mit nur wenigen Requisiten gelang ihm eine packende Inszenierung, die vor allem durch seine schlüssige Personenführung gefiel. Die musikalische Leitung hatte vom Klavier aus die junge Wiener Pianistin Ekaterina Nokkert, die Puccinis Partitur exzellent wiedergab.


Szenenbild mit Florian Pejrimovsky als Scarpia und dem Chor „In höchsten Tönen!“ (Copyright: Oper in der Krypta)

Das Sängerensemble konnte sowohl stimmlich wie auch darstellerisch voll überzeugen. Es wartete mit intensivem schauspielerischem Einsatz auf, der das Publikum immer wieder zu begeistern wusste. Als Tosca brillierte die Sopranistin Isabella Kuëss, die ihre dramatische Rolle mit großer Leidenschaft spielte und sang. Besonders gelungen ihre Arie Vissi d’arte. Dass sie nicht von der Engelsburg in den Tod sprang, sondern sich nach der Hinrichtung Cavaradossis durch Kopfschuss tötete, war für die Krypta als Aufführungsstätte eine akzeptable Lösung.

Als Mario Cavaradossi begeisterte der 28jährige russische Tenor Pavel Kvashnin durch seine helle kräftige Stimme, die alles überstrahlte. Seine Arie E lucivan le stelle zählte zu den Höhepunkten des Abends. Der Wiener Bassbariton Florian Pejrimovsky gab seiner Rolle als Scarpia das nötige Profil eines grausamen Bösewichts, das er auch stimmlich bestens meisterte (Tosca, finalmente mia!).

Zu der gelungenen Aufführung trugen auch die Sänger der kleineren Rollen bei, wie der mexikanische Bariton Daniel Valero als Mesner und Sciarrone , der amerikanische Tenor Joel Andrew Wolcott als Polizeispitzel Spoletta und der österreichische Bariton Michael Pinsker als Cesare Angelotti.

Genannt seien auch die Mitglieder des Chors In höchsten Tönen!, die am Schluss der Vorstellung von der Intendantin Dorothée Stanglmayr dem Publikum namentlich vorgestellt wurden:  Naomi Montfort (mexikanische Sopranistin), Shabnam Najafi Nariabad (iranische Sopranistin), Natalia Leal (chilenische Sopranistin), Sofija Janković und Djurdjica Gojkovic (serbische Sopranistinnen), Johanna Kloser (österreichische Sopranistin) sowie Rafael Diaz Marenco (spanischer Tenor).     

Das Publikum in der ausverkauften Krypta belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit begeistertem Applaus und vielen „Bravi“-Rufen. Aus den Gesprächen nach der Vorstellung konnte man fast immer die Überraschung über die hohe Qualität der Aufführung heraushören. Ein Opernabend, den viele Besucherinnen und Besucher nicht so schnell vergessen werden!

Udo Pacolt

 PS:  Die nächsten „Tosca“-Aufführungen in der Krypta der Wiener Peterskirche finden am 3. und 10. November 2018 sowie am 24. Jänner 2019 statt.

 

 

 

 

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