Krypta in der Wiener Peterskirche:
Liederabend Violetta Kowal – „Ins Licht“ (Vorstellung: 29. 3. 2023)
Die Sopranistin Violetta Kowal beeindruckte stimmlich und durch ihre Mimik und Gestik (Foto: adam k.)
Nach längerer Pause fand am 29. März 2023 wieder ein Liederabend der polnisch-österreichischen Sopranistin Violetta Kowal mit dem Titel „Ins Licht“ in der Krypta der Wiener Peterskirche statt. Das zahlreich gekommene Publikum erlebte ein hochinteressantes Programm mit mehreren Höhepunkten, das auch immer wieder mit Szenenapplaus bedacht wurde.
Xaver Wolfgang Mozart (1791 – 1844), der jüngsten Sohn von Wolfgang Amadeus Mozart, übersiedelte im Jahr 1809 von Wien nach Lemberg, wo er als Klavierlehrer und Pianist arbeitete. Obwohl seine Mutter Constanze ihn bedrängte, Symphonien und Opern zu schreiben, verfasste er leidenschaftlich Lieder. Da Mozarts Sohn als Pianist gut verdiente, verzichtete er sogar auf Einkünfte aus dem Verkauf seiner Kompositionen.
Mit drei Liedern von Franz Xaver Mozart begann sodann Violetta Kowal ihren Liederabend in der Krypta: Auf op. 21/1 (mit dem Text von Friedrich Wilhelm Gotter nach Jean-Jacques Rousseau) folgten das Lied Erinnerung (Text Lord Byron) und Das Finden (Text anonym), op. 27/2.
Nach den drei Mozart-Liedern erzählte die Sopranistin über das Leben der zeitgenössischen russisch-österreichischen Komponistin Lera Auerbach, die 1973 in Tscheljabinsk, Sibirien, geboren wurde, wo sie auch zur Schule ging. Später studierte sie an der Juilliard School und an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Ihre ersten Kompositionen sind bewusst mit der Musik von Bach und dem Werk von Schostakowitsch verbunden. Im Jahr 2011 wurde im Theater an der Wien ihre Oper Gogol uraufgeführt, worüber auch im „Neuen Merker“ ein Bericht des Rezensenten dieser Zeilen veröffentlicht wurde.
Danach sang Violetta Kowal zwei Lieder der Komponistin Auerbach in russischer Sprache; Armer Fischermann und Davids Tanz (nach Gedichten von Arseni Tarkowski). Beide Lieder, die von der Sopranistin mit inniger Stimme zum Besten gegeben wurden, waren im Rahmen der Festspiele Lockenhaus am 14. Juli 2001 erstmals zu hören. Lang anhaltender Applaus des Publikums belohnte die Sopranistin für ihre Leistung.
In den folgenden Minuten, die dem großen österreichischen Komponisten Arnold Schönberg (1874 – 1951) gewidmet waren, stand auch die britische Pianistin Carol Morgan im Mittelpunkt des Liederabends. Sie spielte mit gekonnt leidenschaftlichem Anschlag 6 kleine Klavierstücke (op. 19), die das Publikum ebenfalls zu starkem Beifall animierte. Danach sang Violetta Kowal vier Lieder von Arnold Schönberg: Erwartung, Schenk mir einen goldenen Kamm, Erhebung (Texte: Richard Dehmel, op. 2 / 1-3) und Waldsonne (Text: Johannes Schlaf, op. 2/4). Alle vier Lieder intonierte die Sopranistin stimmlich exzellent und reizte das Publikum wieder zu großem Applaus.
Die britische Pianistin Carol Morgan und die polnisch-österreichische Sopranistin Violetta Kowal in der Krypta der Peterskirche (Foto: adam k.)
Der Schluss des Liederabends war der zeitgenössischen amerikanischen Komponistin Sheila Silver (geb. 1946) gewidmet, deren Werkverzeichnis neben Opern auch viele Lieder, Kammer- und Filmmusikwerke beinhaltet. Zuerst brachte die Pianistin Carol Morgan drei Präludien für Klavier nach Gedichten von Charles Baudelaire zum Besten: Das Meer in Cassis, Die Pendeluhr und Dort ist alles in Ordnung und Schönheit, Luxus, Ruhe und Genuss.
Das dritte Präludium spiegelt den Traum des Dichters wider, in eine exotische Welt zu entfliehen, in der alles Glückseligkeit und Perfektion ist – und diesen Traum des Dichters gab die Pianistin ausdrucksstark auf dem Klavier zum Besten.
Es folgten drei Lieder aus Beauty Intolerable (Unerträgliche Schönheit), einem Liederbuch auf Gedichte von Edna St. Vincent Millay: Erinnerung an dich, Welch‘ Lippen meine Lippen geküsst haben und Donnerstag. Sie wurden von der Sopranistin stimmlich – wie erwartet – exzellent vorgetragen, sowohl mit ausdrucksstarker Mimik wie auch Gestik.
Der lang anhaltende Beifall am Schluss des Liederabends veranlasste Violetta Kowal noch zu einer Zugabe: Bertha’s Lied in der Nacht (Text aus Die Ahnfrau von Franz Grillparzer), komponiert von Franz Xaver Mozart. Bei einem Glas Sekt im Vorraum der Krypta diskutierten die Zuschauerinnen und Zuschauer noch angeregt mit der Sängerin und der Pianistin über das eindrucksvolle Programm der Vorstellung.
Udo Pacolt
PS: Das nächste Konzert „Ins Licht“ ist für den 11. Oktober 2023 (19 Uhr 30) in der Krypta der Wiener Peterskirche geplant.