Carol Morgan, Violetta Kowal. Foto: adam.n.
Liederabend in der Krypta der Peterskirche: Violetta Kowal: „Ins Licht“ (Vorstellung: 18. 2. 2020)
In der Krypta der Wiener Peterskirche gab am 18. Februar 2020 die polnische Sopranistin Violetta Kowal einen weiteren bemerkenswerten Liederabend unter dem Titel „Ins Licht“.
Violetta Kowal, die in Krakau und an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Gesang studierte und Meisterkurse von Inge Borkh und Ileana Cotrubas besuchte, war im Jahr 1996 Preisträgerin beim Ferruccio-Tagliavini-Gesangswettbewerb. Noch im selben Jahr gab sie an der Prager Staatsoper ihr Debüt als Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“. Sie gastierte als Sängerin in Deutschland und der Schweiz sowie bei verschiedenen Festspielen in Österreich, aber auch in Seoul, Taipeh und Bangkok. Zurzeit lebt sie in Wien, wo sie auch bereits an der Volksoper gesungen hat.
Sie begann den Liederabend diesmal mit fünf Liedern von Alma Schindler-Mahler (1879 – 1964), die bereits in jungen Jahren als Klavier-Schülerin des Komponisten Alexander Zemlinsky erste Lieder komponierte, was später ihren Ehemann Gustav Mahler sosehr störte, dass er ihr das Schreiben von Liedern verbot. Violetta Kowal sang die fünf Lieder – Die stille Stadt, In meines Vaters Garten, Laue Sommernacht, Bei dir ist es traut und Ich wandle unter Blumen (die beiden letzten nach Gedichten von Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine) – mit einfühlsamer Mimik und leidenschaftlicher Gestik.
Nach sechs kleinen Klavierstücken von Arnold Schönberg (1874 – 1951), die von der britischen Pianistin Carol Morgan, der Klavierbegleitung des Liederabends, sehr eindrucksvoll dargebracht wurden, trug Violetta Kowal vor der Pause noch vier Lieder von Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (1873 – 1943) vor, wobei sie die romantisch klingenden Werke in russischer Sprache mit starker Ausdruckskraft sang.
Dass sich die anregenden Pausengespräche des Publikums besonders um die Person von Alma Schindler-Mahler drehten, war zu erwarten, war sie doch eine Muse für viele berühmte Künstler, wie für den Maler Oskar Kokoschka, für den Komponisten und ersten Ehemann Gustav Mahler, für den Architekten Walter Gropius, den Gründer des Bauhauses, und für den Schriftsteller und zweiten Ehemann Franz Werfel, den sie ins Exil nach Amerika begleitete, wo er 1945 starb. Es war eine gute Idee von Violetta Kowal, einige ihrer Lieder wieder „ins Licht“ der Öffentlichkeit zu bringen.
Nach der Pause setzte die polnische Sopranistin ihren Liederabend mit fünf Vokalisen (Hommage à Chopin) des polnischen Komponisten Andrzej Panufnik (1914 – 1991) fort, der in seiner Geburtsstadt Warschau Musik studierte, aber danach auch in Wien bei Felix Weingartner, ehe er im Jahr 1954 aus politischen Gründen ins Exil nach England ging, wo er schließlich ebenfalls große Anerkennung fand.
Danach spielte die Pianistin Carol Morgan Troi Préludes des französischen Komponisten Henri Dutilleux (1916 – 2013), ehe sich Violetta Kowal eines weiteren berühmten französischen Komponisten widmete: Erik Satie (1866 – 1925). Sein künstlerisches Schaffen beeinflusste stark die sogenannte Neue Musik (Jazz etc.). Von ihm sang sie in französischer Sprache mehrere Lieder, darunter Trois Mélodies de 1916.
Nach dem lang anhaltendem Applaus des begeisterten Publikums gab die polnische Sopranistin noch zwei Zugaben: Das Lied Ich liebe dich von Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) und als Abschluss des Konzerts ein polnisches Volkslied.
Udo Pacolt
PS: Das nächste Konzert Ins Licht mit der Sopranistin Violetta Kowal und der Pianistin Carol Morgan findet am 27. Mai 2020 um 19:30 in der Krypta der Peterskirche statt.