„Johann Strauss 2025 Wien“: Blitz & kein Donner sowie ‘tritsch tratsch’ auf der musikalischen Hochschaubahn (27.1.2025)
Und munter weiter auf der Kreativ-Schiene der heurigen Eventreihe „Johann Strauss 2025 Wien“ im Konzerthaus wie im Odeon. Heimische Künstler haben die Chance bekommen, über das Schaffen wie das Leben des Walzerkönigs aus heutiger Sicht zu reflektieren.
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„Blitz und Donner“ steht zwar über dieser Uraufführung, doch so stimmt es hier nicht. Auf einem sehr sanften Weg führt Jacqueline Kornmüller (Textfassung, Regie, Bühne, Kostüme) ihr kleines Ensemble in das Liebesleben des Johann Strauss ein. Eine Performance, knapp über einer Stunde, basierend auf dessen Liebesbriefe an seine russische Verehrte Olga Smirnitskaja. Verzweifelte ‚Olga‘-Rufe hallen zwar durch die Weite des Odeon, doch der hin und her irrende Christian Nickel, einen schwer Verliebten mimend, scheint doch nicht so ganz ein wahres Abbild des Walzerkönigs zu sein. Mit Eleganz und modisch optisch nobel hat Kornmüller ihre Strauss-Fantasie jedenfalls in Szene gesetzt. Statt Strauss-Schlagern begleitet ein Quintett mit ebenfalls sanften Tönen von Johanna Doderer diese Folge von eher ermüdenden Rezitationen und charmant ausgespielten Figurationen. Problem: Trotz emotioneller Sequenzen – Bühnendramatik stellt sich keine ein.
Eher richtigen Donner erleben wir wohl in den 70 Minuten „tritsch tratsch. Johann Strauss II – great hits / a remix“ des Lienzer Komponisten Wolfgang Mitterer, Jahrgang 1958. Seine Arrangements von „Wein, Weib und Gesang“ oder „Wiener Blut“, von der das Klangforum Wien souverän anführenden Dirigentin Elena Schwarz locker tänzelnd zum Knallen gebracht, haben ihre Qualitäten. Strauss aus Zeitgeist-Sicht? So einfach ist es aber nicht. Schon Arnold Schönberg hat vor über einem Jahrhundert den Strauss-Walzern ein strengeres Gesicht zu verleihen versucht. Kein Chance, Strauss notengetreu ist und bleibt etwas einmaliges.
Mitterer lockt uns 70 Minuten auf eine musikalische Hochschaubahn. Ein bisserl geistert es auch. Er lässt es mit Schlagwerk und feschem Klingklang vom Klangforum so richtig rumoren. Von Nummer zu Nummer doch etwas zu ähnlich. Gelegentlich nur eine Aufwertung mit eigener Substanz. Stürmisch geht es im andauernden Fluss auf und ab. Ein bisschen Gejaule dazu. Und wenn die Geigen den Noten des Walzerkönigs folgen – da geht das Herz auf. Ein Erfolg für Mitterers Auftragswerk von „Johann Strauss 2025“ ist es im Wiener Konzerthaus gewesen. Abzuwarten bleibt, wie sich diese quicklebendigen Arrangements im Kulturkommerz vermarkten lassen.
Meinhard Rüdenauer