Wiener Konzerthaus-Großer Saal
TALENTE-SCHMIEDE MIT WAGNER, KORNGOLD UND BRUCKNER (6. Mai 2015)
Er gilt als Geheim-Tipp unter der österreichischen Nachwuchs-Dirigenten: der 32jährige Azis Sadikovic klingt ganz nach „Osteuropa“ ist aber ein „waschechter Wiener“. Und seit er vor 2 Jahren den renommierten Jugend-Dirigenten Preis von Lissabon gewann, haben sich zahlreiche Europäische Orchester von seinen Qualitäten überzeugt. Nun leitete er im Konzerthaus – gemeinsam mit der „Wiener Akademischen Philharmonie“ – ein anspruchsvolles Programm mit Richard Wagner, Erich Wolfgang Korngold und Anton Bruckner und erwies sich erneut als „Talent der Extraklasse“. Das Tristan-Vorspiel samt instrumentalem Liebestod war offenbar noch eine ideale „Einstimmung“ , aber mit Korngold und Bruckner gingen die emotionalen Wogen hoch. Das Violinkonzert von Korngold in D-Dur aus dem Jahr 1945 wurde vom Wiener Philharmoniker Kirill Kobantschenko (er stammt aus der Ukraine) hinreißend musiziert, hielt die Waage zwischen impressionistischer Brillanz und spätromantischer Melodik. Das junge Orchester, das vor 25 Jahren gegründet wurde, fand im Solisten einen ebenbürtigen Widerpart. Die Korngold-Renaissance der Opernbühnen könnte durchaus auch im Konzertsaal einsetzen. Der Höhepunkt des Abends war aber die 7.Symphonie von Anton Bruckner in E-Dur (UA 1884). Beginnend mit der nötigen Ruhe und „Gelassenheit“ steigert sich das Orchester unter Azis Sadikovic zu gewaltigen Ton-Gebilden, die einem gotischen Dom vergleichbar waren. Der 1.Satz grandios, das Adagio „himmlisch“, das Scherzo brillant und das Finale umwerfend. Die Stimmung des gut besuchten Konzerts war jedenfalls „super“. Und das Konzerthaus kann einmal mehr auf den Titel „Talente-Schmiede“ rekurrieren.
Peter Dusek