Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Konzerthaus: Stefan Mikisch erklärt Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“

28.10.2019 | Konzert/Liederabende

Stefan Mikisch: Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
Wiener Konzerthaus 27. Oktober 2019

Der beste Tag im ganzen Jahr für ein Büffet -Frühstück im Hotel Sacher, einen Brunch im Lieblingsrestaurant oder eine musikalische Matinee ist der Sonntag, an dem die Winterzeit beginnt.

Ist sonst das rechtzeitige Eintreffen oft mit morgendlicher Hektik verbunden, nicht an diesem Tag , an dem 11h Vormittag sich für den Körper noch wie High Noon anfühlt. Das Frühstücken im Wiener Luxushotel ist an Wochenenden für Nicht-Hotelgäste erst wieder Anfang Februar möglich . Im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses hätten heute auch noch kurzentschlossene Langschläfer eine Karte bekommen. Nur die teuren Plätze waren fast alle verkauft, ein Zeichen, dass die mit dem Interpreten gereifte Klientel nicht auf jeden Euro zu schauen braucht. Das ganz junge hoffentlich zukünftige Publikum mitsamt den Eltern hat das strahlende Wetter vielleicht lieber zu einem Besuch Am Himmel verlockt, wo aus bunte Berge von Kürbissen mehr oder wenig kunstfertig gräuliche Fratzen für Halloween geschnitzt wurden.

Aber eine treue Anhängerschar genießt , wohl nicht zum ersten Mal, die kundigen Erläuterungen zu Tannhäuser auf Wartburg, nicht auf der Wartburg, wie sie gleich anfangs belehrt wird. Damit nicht alles allzu bekannt klingt, werden die Musik kundlichen Themen wie Tonarten, Beziehungen zu anderen Wagner-Werken, zu anderen Komponisten, kleine Bosheiten gegen Bayreuth mit biografischen Geschichterln gemischt. Sein über 50 jähriges „Bühnenjubiläum kann der Pianist feiern , spielte er doch mit fünf Jahren zum ersten Mal vor Publikum. In 36 Ländern ist er aufgetreten, das kundigsten Publikum war in Japan. Darum weiß im Saal auch niemand, dass es im Finale von Tannhäuser kein Ritardando gibt, im Gegensatz zu Walküre, geschweige dann, warum nicht. Dass die Tonart bei Tannhäuser – bei Opern eher unüblich- zu Beginn eine andere ist als zum Finale, hat dafür alle sehr beeindruckt. In ein paar Jahren wird Stefan Mikisch wieder einmal darüber sprechen, was sich bei den nur 10 „wirklich wichtigen“ Wagner-Opern nicht vermeiden läßt. Dann haben es die meisten bereits vergessen und freuen sich erneut über den Zuwachs an Wissen. So betrachtet hat ein schwindendes Kurzzeitgedächtnis für die Hörer klassischer Musik auch sein Gutes. Aber der Text dazwischen dient ohnehin nur dazu, die wie immer einprägsam vorgetragenen Musikbeispiele noch besser genießen zu können, weil jetzt die meisten zu verstehen glauben, was sie zu hören bekommen. Das Glanzstück ganz zu Beginn – die Ouvertüre, dann vor allem die Hallenarie , der Pilgerchor und das Finale. Das Herzstück für das breite Publikum wird nicht einmal erwähnt, kein Abendstern zur Mittagszeit . Denn das ist der Nachteil der neu angebrochenen Winterzeit. Wenn die Darbietung nach intensiven zwei Stunden – immerhin mit Pause zur möglichen Stärkung – zu Ende geht, sind alle schon recht hungrig. 13 Uhr am Samstag und 13 Uhr am Sonntag , da liegt an dem besonderen Wochenende doch eine ganze lange Stunde dazwischen.
Ulrike Messer – Krol
Weitere Matineen mit Stefan Mikisch im Konzerthaus: Der Ring des Nibelungen am 15. Dez.2019, 12. Jänner, 8. März und 10. Mai 2020.

Ulrike Messer-Krol

 

Diese Seite drucken