RESONANZEN 3/ KONZERTHAUS GROSSER SAAL (21.1.2019)
„ORPHEUS BRITANNICUS“
„KING ARTHUR“ von Henry Purcell (1659 – 1695)
Dargeboten vom Ensemble Gabrieli Consort & Players. Man könnte bei dieser, rein auf Sänger konzentrierte Fassung fragen, was haben „Gasparone und „King Arthus“ gemeinsam? Auch hier tritt der Titelheld nie auf.
„König Arthus oder Die Würde Britanniens“ ist eine wüste Geschichte voller heidnischen Bräuche, in der Geister gegeneinander kämpfen. Mit der Tafelrunde, Gralssuchern, Lanzelot und Ginevra hat die Handlung nichts zu tun. Die Musik wurde mit dem kleinen Ensemble wunderbar interpretiert und feinst umgesetzt. Purcells Stil ist fein, hat aber manchmal sehr schräge und vom Stil des Kontinents sehr eigene Klänge.
Das Sängerensemble singt Chor und Solorollen. auch hier findet man eine Gruppe hervorragender Sänger, neun Personen ergeben einen Chor, klein aber fein kann man dies nennen. Die Sopransoli sangen alle drei Damen abwechselnd. Anna Dennis hörte man mit schön geführten klaren und kräftigen Sopran unter anderem als Philidel (ein guter Geist), als Venus und in anderen Sopranarien. Eine glockenreine ganz lyrische Stimme hat Rowan Pierce als kecker Cupido. Mhairi Lawson ist ein schon fast Mezzo, man hörte sie als Schäferin, Sirene und Nereide. Jeremy Budd ist eine typische Barockstimme. Der Tenor klingt sehr hell und ist sehr gerade geführt. Man hörte ihn in einigen Tenorsoli. Eine stärker timbrierte Stimme hat James Way, den man als Schäfer erleben konnte. Als bösen Grimbald hörte man Roderick Williams, der auch dem „Er“ seine schöne Bassbaritonstimme lieh. Der charaktervolle Bassbariton von Ashley Riches war als Genius der Kälte und Aeolus zu hören und auch mit Bassarien, wie sein Stimmkollege.
Die Gesamtleitung hatte Paul McCreesh gut im Griff und dirigierte voll Animo die gute kleine Orchesterrunde. Bei den Arien hervorzuheben sind die Künstler an den Theorben, welche die meisten Arien im accompagnato Stil begleiteten. .
Der rein musikalische Anteil an der Semi-Oper ist zwar sehr kurz, aber absolut einprägsam und vermittelt nach dem Buch von John Dryden (1631 – 1700) ein etwas anderes Bild der Arthussage, als man in unseren Breiten gewohnt ist. Somit war dieser Abend sicher eine Bereicherung, obwohl derzeit auch im Theater an der Wien die gesamte Semi-Oper geboten wird.
Auch diese Künstler kamen aus Großbritannien, also warten wir eine Einigung ab und sehen wir, ob sich Philidel oder Grimbaldi durchsetzen wird. Jeder der beiden Geister will ja die Briten einen anderen Weg führen.
Elena Habermann