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WIEN/ Konzerthaus/Mozartsaal/ „Resonanzen 8“: TRIONFI / „La Fonte musica“

Ein großartiges Ensemble servierte erstklassige Musik!

27.01.2019 | Konzert/Liederabende

WIENER KONZERTHAUS MOZARTSAAL/ „Resonanzen 8“:  „TRIONFI“ am 26.1. 2019

Ein großartiges Ensemble servierte erstklassige Musik!

„La Fonte musica“ nennt sich das Ensemble unter Michele Pasotti, dem musikalischen Leiter, der ein feiner Lautenist, ein erfolgreicher Student von den Meistern Paul D`Odette und Hopkins Smith ist. Er spezialisierte sich auf die Musik der Renaissance und des Stils der Ars Nova. Hervorragend sind natürlich auch alle Mitstreiter des Ensembles, die allesamt Solisten sind, und die Polyphonie der Kompositionen perfekt beherrschen. Die Soprane Alice Borciani, Francesca Cassinari und Alena Dantcheva, sowie die Tenöre Gianluca Ferrarini und Massimo Alfieri. Besonders hervorzuheben ist Federica Bianchi am Clavicembalo und an der gotischen Orgel. Weiters die Spieler der Fidel Efix Puelo und Marie Verstraete. Die Posaunen bliesen (auch auf der Galerie) ganz vorzüglich Nathaniel Wood und Susanna Defendi

Der Zyklus ist um die Tarockkarten („Trumpfkarte = Trionfi“). aufgebaut. Diese Karten werden nicht nur zum Spielen verwendet, sondern haben auch in der Wahrsagerei eine große Bedeutung.

Jedem Kartensymbol (im Bild : das Rad des Schicksals = La ruota della Fortuna) wurde eine Komposition zugeordnet. Antonio Zacara da Teramo (1350/60 – 1413) war als Geistlicher dem heiligen Stuhl sehr verbunden und wirkte ebenso als Komponist und Sänger. Er war der große Förderer von Johannes Ciconia (1370 – 1412), einem spätmittelalterlichen Komponist aus Liège, der in Italien wirkte und ebenfalls ein Mann der Kirche war. Von Matteo da Perugia ist nur die Arbeitsperiode in Mailand bekannt. Da war er von 1400 – 1416 Dommusiker. Guillaume de Machaut (1300 – 1377) war ein französischer Musiker des ausgehenden Mittelalters und ein großer Meister der Polyphonie. Francesco Landini ( 1325 – 1397) war das, was man einen Musikanten nennen kann. Er spielte nahezu alle Instrumente seiner Zeit, dies waren sicher mehr als heute, allein viel mehr Lauten, Violen, Flöten etc. Er wirkte in Italien als Dichter, Sänger und Komponist. Als sehr interessanter Musiker ist noch Johannes Symonis Hasprois (1378 – 1428) zu erwähnen. Ein Musiker aus vermutlich Arras, der einige Zeit für König Ferdinand I. von Portugal arbeitete, dann später in Avignon für Papst Clemens VII. Er war nicht nur Musiker, sondern auch eingeachteter Astrologe.

Die besungenen und bespielten, und im Bild gezeigten Tarockkarten sind die ersten, die entstanden sind. Der Herzog von Mailand, Filippo Maria Visconti, der Ehemann von Beatrice Lascari di Tenda, wünschte sich ein Kartenspiel mit Darstellungen auf Goldgrund. Vielleicht erfreute er sich damit beim Spiel mit seiner Geliebten und Mutter seines einzigen Kindes Agnese di Maino, nachdem er seine Frau Beatrice di Tenda hinrichten hatte lassen.

Die Spiele der Visconti wurden später von den Sforzas übernommen, die Karten wurden in ihrer Schönheit immer bewundert. Die Herkunft der Spiele ist unbekannt, man kennt nur die älteste  Bezeichnung, „Trionfi“, was Trümpfe sind, daraus entstand dann „Tarocchi“. Dieser Name ist erstmals 1505 in Ferrara und dann in Avignon belegt.

Die Musikstücke waren zu den eingeblendeten Karten hervorragend gewählt und erzeugten auch für manche Symbole eine sehr starke Mystik. Das Konzert wurde mit Begeisterung aufgenommen und man hätte noch viel mehr davon hören können.

Elena Habermann

 

PS: Von den sechs Konzerten im Mozartsaal war dieses am Besten besucht. Vielleicht sollte die Festivalorganisation das als Hinweis sehen, dass mittelalterliche Musik zusätzliches Publikum anzieht und eine zu starke Fokussierung auf Barockmusik den Resonanzen ein Alleinstellungsmerkmal nimmt.

 

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