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WIEN/ Konzerthaus/ Mozartsaal/ RESONANZEN 6 : MISSA „MARIA ZART “ von Jacob Obrecht

Singen gegen die Syphilis

25.01.2019 | Konzert/Liederabende

WIEN/ Konzerthaus/ Mozartsaal/ RESONANZEN 6 : MISSA  „MARIA ZART “ von Jacob Obrecht (1457 – 1505) am 24.1.2019

 

„SINGEN GEGEN DIE SYPHILIS“

„Das einzig Positive an der Syphilis ist der Wassermann“

Ein alter, aber guter Spruch aus der Dermatologie! In der Zeit, als sich die Seuche in Europa, eingeschleppt aus Übersee, ausbreitete, gab es sicher nur „Beten“ als Therapie. Verhütung im heutigen Sinn gab es noch nicht.

Die in drei Stadien verlaufende Krankheit ist ohne Penicillin absolut tödlich. Viel später begann man eine Behandlung mit der Quecksilbertherapie. Das war zwar giftig, aber auch nicht hilfreich. Ein weiterer Versuch war es, die Kranken mit Malaria zu infizieren, weil man dachte, die Fieberschübe könnten wirksam sein. Das erwies sich auch als falsch und so kamen die Kuren mit Wismuth – Salversan. Aber auch dabei blieb die erwartete Heilung aus, es gab nur eine Verzögerung des tödlichen Verlaufes. Erst als Fleming Penicillin entdeckte, ist die Krankheit heilbar. Der Erreger Spirocheta Treponema Pallida ist nur mit der Dunkelfeldmikroskopie erkennbar, und mit weiteren Bluttests, eben dem oben zitierten Wassermanntest, heute im Antikörper Elisa-Verfahren . Heute noch wird jedem Patienten auf dermatologischen Kliniken Blut abgenommen um eine Syphilis auszuschließen, inzwischen gilt dies auch für HIV.

Zurück ins frühe 16.Jahrhindert, da half nur beten! Die Erkrankung trat erstmalig 1495 in Neapel auf, und wurde die „französische Krankheit“ genannt, weil man sicher war, dass die französischen Soldaten die Seuche aus Amerika einschleppten. (Die indigene Bevölkerung war dagegen immun, die starben dafür an den von den Europäern eingeschleppten Windpocken (Varizellen))  Innerhalb von fünf Jahren entwickelte sich die Syphilis zu einer Epidemie, die sich besonders in den Adelskreisen breit machte, man denke an die Familie Borgia, Heinrich  VIII.  und viele andere berühmte Persönlichkeiten, die ihr zum Opfer fielen.

Jacob Obrecht (1457 – 1505) gilt als einer der bedeutendsten franko–flämischen Komponisten seiner Zeit. Der in Gent geborenen Musiker, (Sänger und Komponist) und Kleriker erhielt mit circa zweiundzwanzig Jahren die Priesterweihe. Er schrieb sehr viele Messen, aber allzu viel ist über sein Leben und Wirken nicht bekannt. Er starb in Ferrara und war eine Günstling von Ercole d `Este.

Seine Missa „Maria zart“ ist ein starkes polyphones acapella Werk für vier Stimmen Countertenor, erster und zweiter Tenor und Bass. Die Messe beginnt und endet mit dem Lied „Maria zart“. Dazwischen ist der normale Messablauf, Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei I.  II.  III.

Die Gruppe mit dem ungewöhnlichen Namen „beauty farm“ gestaltete dieses Werk mit all den Möglichkeiten der Polyphonie. Dass diese Form später beim Tridentinum zum Bestreben führte, die Eigenständigkeit der Stimmen zugunsten einer besseren Textverständlichkeit zurück zu drängen, liegt auf der Hand, obwohl doch die meisten Gläubigen ohnedies kein Latein verstanden.

 Die Künstler Bart Uvyn (Countertenor), Adriaan De Koster, Florian Schmitt (Tenor) und Joachim Hoechbauer (Bass) sangen dies lange und schwere Werk überaus beeindruckend. Keine allzu großen, aber sehr schönen Stimmen die nicht nur technisch natürlich perfekt sitzen müssen, sondern auch gut aufeinander abgestimmt sein müssen, um diesen Anforderungen an höchste Musikalität standzuhalten. Die Dauer von einer guten Stunde stellt zusätzlich eine große Herausforderung an die Sänger dar.

Die Dauer der Messe ist eine Stunde, diese bewältigen zu können, keine einfache Aufgabe.

Das Publikum war begeistert! 

Elena Habermann

 

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