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WIEN/ Konzerthaus /Mozartsaal / Festival Resonanzen; „LA SPREZZATURA“

26.01.2017 | Konzert/Liederabende

WIEN/ Konzerthaus /Mozartsaal – 25.1.2017 – „LA SPREZZATURA“

„Die souveräne Lässigkeit der Renaissance“, basierend auf dem „Buch vom Hofmann“  des Baldassare Castiglione ( 1478 – 1529 ). Castiglione kam an den Hof von Urbino und war dort Höfling der Montefeltro und beschrieb in seinem Werk die Anforderungen an einen guten „Cortigiano“.

Instrumentales und Gesang wird musiziert aus Werken von Francesco Spinacino (Anfang 16.Jhdt.) ein Lautenist und Komponist aus Fossombrone, den seine Karriere bis Venedig führte. Ludovico Milanese (1480 –nach 1537), ein aus Mailand stammender Priester, Sänger und Komponist arbeitete hauptsächlich in Lucca. Jakob Obrecht (1457- 1505), ein franko flämischer Musiker und Kleriker der am Hofe von Ferrara wirkte. Bartolomeo Tromboncino (1470 – nach 1534), ein Komponist und Meister der Frottole, er vertonte Sonnette von Michelangelo, und schrieb 1502 die Musik zur Komödie „Asinara“ von Plautus (255 – 184 v.Chr),. eines der frühesten Bühnenwerke. (Übrigens hat er mit Gesualdo gemeinsam, dass er seine Frau ermordete, weil er sie bei einem Seitensprung überraschte.) Josquin Desprez (1450 –1521), der franko-flämische Komponist und Sänger, der diverse Stile der Musik seiner Zeit bestens beherrschte und ein gern gesehener und gehörter Künstler an allen großen Höfen war. Vincenzo Capirola ( 1474 – 1584), ein italienischer Lautenist und Komponist der auch lehrte und vermutlich auch am Hof von Heinrich VIII wirkte. Joan Ambrosio Dalza (Anfang 16.Jhdt.), kam aus Mailand, aber außer seiner Musik ist nichts von ihm bekannt. Francesco Santa  Croce (?1487 – ?1556), über das Leben dieses italienischen Musikers weiß man nichts und kennt ebenso nur seine Musik. Guglielmo Ebreo da Pesaro (?1420 – 1484?), war ein Tänzer. Tanzmeister und Tanztheoretiker. Marchetto Cara (1465 – 1525 ), der italienische Künstler wirkte meist am Hof der Gonzaga und war ein Meister der Frottola. Giovanni Bassano (1560 – 1617 ) war musikalisch schon sehr in Richtung des Frühbarocks orientiert. Giacomo Fogliani ( 1468 – 1548), war hauptsächlich Organist in Modena und schrieb auch Madrigale wie auch Antonio Caprioli (15. Jhdt.). Filippe Verdelot (?1480- 1530) stammte aus Nordfrankreich und hat sich in Italien auf Madrigale spezialisiert. Über sein Leben ist weiter nichts bekannt. Luys Milan (?1500 – 1560) war ein katalanischer Komponist und Vihuelist, eine Vorgängerin der Gitarre, der ähnlich wie Baldassare Castiglione das höfische Leben, allerdings in Spanien beschrieb. Natürlich fehlten auch die Anonymi dieser Epoche nicht, die ebenso auch große Poeten ihrer Zeit vertonten. Die Texte sind natürlich, wie nicht anders zu denken, „Liebeslieder“

Speziell Bartolomeo Tramboncino vertonte Prosa ganz Großer wie von des aus Arezzo stammenden Francesco Petrarca. Auch Sonette von Baldassare Castiglione finden sich in den Werken.

Es wurden viele Beispiele aus dem „Buch vom Hofmann“ gelesen und damit im Dialog eine kleine Handlung konstruiert, sodass man eine große Vorstellung zum Leben an den Höfen der Renaissance haben konnte.

Die Lesungen wurden von den beiden Sängern Emenuela Galli und Mauro Borgioni hervorragend vorgetragen, aber auch der Flötist und der Cembalist übernahmen äußerst professionell einige Textstellen.

Die zum größten Teil überaus sehr zarte Musik, Diana Fazzini auf der Viola da gamba , Tommaso Rossi auf der Blockflöte und Guido Morini am Cembalo unterstützten die Laute, gespielt von der Leiterin des Ensembles Evangelina Mascardi. Diese großartigen Instrumentalisten trugen einen sehr großen Teil für den Erfolg des schönen Abends bei.

Emanuela Galli hat eine sehr zarte, absolut vibratoarme Stimme, dieser schwebende Sopran passt sehr gut zu diesen Kompositionen. Die Sprechstimme von Mauro Borgioni ist fast singend und erinnert an den großartigen Feruccio Soleri. Die für ihn gedachten Sonette singt er mit schönen lyrischen Bariton. 

Ein sehr bereichernder, schöner und hochinteressanter Abend. Das Programm war so konzipiert, dass Zugaben nur störend gewesen wären.

Elena Habermann

 

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