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Wien/ Konzerthaus/ Mozart-Saal: LA CLEMENZA DI TITO – semikonzertant

28.09.2018 | Oper

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LA CLEMENZIA DI TITO (semikonzertant) – Konzerthaus, Mozart Saal (27.9.2018)

Am Rande der Salzburger Festspiele unterrichten Mitglieder der Wiener Philharmoniker junge Studierende österreichischer Universitäten, um sie in einem dreiwöchigen Intensivkurs zu perfektionieren und ihnen den spezifischen philharmonischen Klang nahezubringen. Als spezielles Projekt dieser „Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker“ wird gemeinsam mit jungen Sängern seit ein paar Jahren eine Oper von Wolfgang Amadeus Mozart erarbeitet. In diesem Jahr war das „La Clemenza di Tito“ und vom durchaus erfreulichen Ergebnis dieses Projektes konnten sich Musikfreunde gestern, 27.September, im Wiener Konzerthaus überzeugen.

Die künstlerische Leitung dieses „Titus“ lag in den Händen von Michael Werba und Niels Muus, das von Wolfgang Gratschmaier mit Akribie entwickelte szenische Konzept wurde von Rita-Lucia Richter und Harald Baluch kompetent umgesetzt. Mit nur wenigen Versatzstücken und sparsamen Kostümen ist es gelungen, in einer semikonzertanten Aufführung eine fesselnde Atmosphäre auf das Podium zu zaubern. Dass den (durchaus diskussionswürdigen) Strichen vor allem die Chorszenen zum Opfer fielen, trübte den Erfolg in keiner Weise.

Aus dem jungen Sängerensemble, Absolventen des Opera Masters Program der MUK, ragt Ghazal Kazemi als Sesto hervor. Mit ihrem gleichermaßen wohlklingender wie gut geführter Mezzo wird die Sängerin schon nach der Parto-Arie vom Publikum bejubelt. Der gute Eindruck, den ich von ihr im Frühjahr als Idamante bei einer Aufführung der MUK von „Idomeneo“ gewinnen konnte, hat sich gestern verfestigt. Musikfreunde sollten sich diesen Namen merken. Schön singend und stimmlich überzeugend auch der zweite Mezzo dieser Oper, Anna Tiapkina in der Partie des Annio. Ein Eindruck, der gleichermaßen auch auf Lalit Worathepnitinan als Servilia zutrifft. Einen würdigen Publio sang mit geschmeidigem Bass Tair Tazhigulov.

Über eine Riesenstimme verfügt Barno Ismatullaeva, die Vitellia des Abends. Schneidend in den obersten Lagen zeigte sie eine wohlklingende Tiefe, die darauf schließen lässt, dass die Sängerin auf Sicht ins Mezzofach wechseln wird. Nicht wirklich begeistert hat mich, wie auch schon im zuvor erwähnten „Idomeneo“, Hany Abdelzaher in der Titelpartie. Die virile Stimme passt weniger zu Mozart als ins dramatischere Fach; ich denke, dass in ihm ein Wagnertenor heranwachsen könnte.

Das tonsichere Orchester (am letzten Pult der 1.Violinen sitzt mit Peter Götzel unterstützend ein Philharmoniker) leitete Felix Hornbachner aufmerksam. Gerne wüsste ich den Namen der hörenswerten Soloklarinettistin, den das Programmheft leider verschweigt.

Michael Koling

 

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