KONZERTHAUS MOZART SAAL
- 1. 2019 um 11h
„DEVOTIONS & REVELATIONS“
Das britische Ensemble Voces8 ist ein Chorensemble mit je zwei Sopranen (Emily Dicken, Andrea Haine), Countertenören (Chris Wardle, Barnaby Smith), Tenören (Sam Dressel, Oliver Vincent) und Bariton Paul Smith und Bass Jonathan Pacey und auf alte Musik spezialisiert. Da es aber auch heutigen Swing liebt, verabschiedete es sich mit einer solchen Nummer vom Mittagspublikum.
Das eigentliche Programm umfasste sakrale a capella Werke beider christlichen Richtungen. Begonnen mit Thomas Tallis (1505 – 1585),“Absterge Domine„, aber hauptsächlich waren Werke von Orlando di Lasso (1532 – 1594) zu hören. Der kam bald als junger Musiker nach Italien und schrieb hauptsächlich weltliche Musik, während genau zu dieser Zeit Palestrina (1525 – 1594) der Kirchenmusiker in Rom war. Später machte auch Orlando di Lasso den „Schwenk“ zur sakralen Musik. Auch ein Werk von Carlo Gesualdo (1566 – 1613), den fürstlichen Mörder, wurde geboten. John Sheppard (1515 – 1558) ist ein englischer Komponist, über dessen Leben wenig bekannt ist. Makabrer Weise taucht sein Name bei den Krönungsfeierlichkeiten Elisabeth I. im Jänner 1559 auf, obwohl er bereits am 21. 12. 1558 beerdigt wurde. Der König von Portugal Joao IV. (1604 – 1656) war nicht nur ein Sammler von Manuskripten, er versuchte sich auch in der Komposition. Das gehörte „Crux fidelis“ wird ihm zugeschrieben. Robert White (um 1538 – 1574) ist ein britischer Zeitgenosse Palestrinas, sehr schön das vorgetragene „Christe qui lux es et dies„. Anstatt Heinrich Schütz (1585 – 1672) entschloss man sich für Claudio Monteverdi (1567 – 1643), Aus seinem reichen Schaffen. das die Überleitung von Renaissance zum Barock so meisterlich zeigt wurde das fröhlich klingende „cantante, cantante“ aufgeführt. Den Schluss machte Giovanni Gabrieli (1557 – 1612). Der Venezianer arbeitete hauptsächlich in seiner Heimatstadt an verschiedenen Kirchen. Von ihm wurde das sehr schwungvolle „Jubilate Deo“ gesungen.
Das Konzert war einfach stimmungsvoll und ganz ausgezeichnet, zeitweise fühlte man sich tatsächlich in einer Kathedrale. Ein großartiges Ensemble, das man allerdings lieber am Abend gehört hätte, das Programm war doch mit Pause für den Vormittag einfach zu lang. Ein Tausch mit einem pausenlosen Abendprogramm wäre ideal gewesen.
- 1. 19.30 Uhr KONZERTHAUS GROSSER SAAL
„DIE SINTFLUT“
„IL DELUVIO UNIVERSALE“ von MICHELANGELO FALVETTI (1642 – 1692)
Falvetti wurde in Melicucca/Reggio Calabria geboren, arbeitete dann als Priester in Palermo, wo er auch als Komponist und Organist wirkte. Mit 50 Jahren starb er in Messina.
Das Werk wurde sehr erfolgreich erstmals in Messina 1682 aufgeführt. (Der Komponist schrieb auch einen Nabucco und es wäre sehr reizvoll, den einmal zu hören.)
Das hochbarocke Werk versank dann in der Versenkung bis es von Leonardo Garzia Alarcon wiederentdeckt wurde. Das relativ kurze Stück (70 min. ohne Pause) ist sehr kompakt komponiert und fordert viele gute starke Stimmen.
Aufgeführt wurde es durch die beiden Ensembles „Choer de chambre de Namur“ und „Cappella Mediterranea“. Zwei schöne homogene Klangkörper mit den im Chor üblichen Stimmen, Sopran, Alt, Tenor und Bass, erweitert durch einen Countertenor. Das Orchester besteht aus Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass Blockflöte und Zink, Posaune, Laute, Harfe, Orgelpositiv und Perkussion. Interessanterweise waren die hohen Streicher hinter den Celli positioniert. Die orchestrale Umsetzung war schön und schwungvoll geleitet, die Übereinstimmung mit dem Chor sehr gut.
Von den Solisten stach die enorme Altstimme von Evelyn Ramirez Munoz als Giustitia Divina heraus, eine sehr gut geführte Stimme mit starker Durchschlagskraft und alle anderen Mitstreiter überragend. Fabian Schafrin als Morte in Kostüm und Maske bestach hauptsächlich durch Komik, und sang mit extremen Counter – Charaktertenor. Nicht so ganz überzeugen konnte Matteo Bellotto als Dio. Für „Gott“ hat dieser Bass zuwenig Kraft und Saft. Sehr gut das Paar Noe. Fernando Guimaraes und Mariana Flores. Ein Tenor der leichteren Sorte und ein angenehmer lyrischer Sopran. Das alles verursachende „Aqua“ wurde von Magali Arnault Stanczak mit hübschen Sopran dargestellt. Sehr brav die Solisten aus dem Chor Caroline Weynants/Natura Humana, Thibaut Lenaertes/Foco und Sergio Ladu /Terra.
Das Werk wurde sehr gut aufgenommen, warum man unbedingt aus Verdis Falstaff das Finale als Draufgabe gespielt wurde kann ich nicht so ganz verstehen, etwas aus dem Nabucco von Falvetti wäre wohl interessanter gewesen.
Elena Habermann