Wien/ Konzerthaus: JUAN DIEGO FLOREZ ALS GESANGS-ARTIST (14.11.2019)
Er macht mit dem Fachwechsel offenbar ernst – der Peruanische Star-Tenor Juan Diego Florez begeistert beim jüngsten Auftritt in der Konzerthaus-Serie „Great Voices“ mit Giuseppe Verdi, Franz Lehar, Giacomo Puccini,Jules Massenet und Georges Bizet. Rossini oder Donizetti nicht einmal bei den Zugaben . Er wurde einfühlsam begleitet von der Deutschen Philharmonie Rheinland-Pfalz unter Jader Bignamini – das Markenzeichen: von Juan Diego Florez aber ist gleichgeblieben: nie forcieren, geschmackvoll phrasieren und dann mühelose Spitzentöne – man hat vor allem Verdi schon heldischer erlebt. Aber die Wirkung des „schlanken Singens“ ist grandios.
Doch was Juan Diego Florez wirklich kann, demonstriert er bei den Zugaben. Zunächst lateinamerkanische Folklore aus Argentinien und Mexico. Florez begleitet sich – wie bei seinen Anfängen – selbst auf der Gitarre. Dann „Paloma cucurrucku“ von Mendez. Juan Diego wird zum virtuosen Gesangs-Solisten: er schmeichelt mit seiner Stimme, flirtet mit der 1. Geige. Haucht und trällert und versetzt das Publikum in Raserei. Ein Hexenkessel an Begeisterung kocht über. Zum Jubel jetzt auch noch „standing ovations“, der schlanke,fesche Tenor, der auch als „Model“ erfolgreich wäre, vermittelt so viel Lust und Lebensfreude, soviel artistisches Raffinement, dass man sicher sein kann, an einem Erlebnis des totalen „Flow“ teilnehmen zu dürfen. Dann weiter mit „Granada“ als Liebeserklärung und zuletzt Puccini’s „Nessun dorma“ aus Turandot. Jetzt gerät das ausverkaufte Haus vollends aus dem Häuschen. Juan Diego „badet“ geradezu in den populären Klängen und lädt das Publikum ein, den fehlenden Chor des „Keiner Schlafe“ zu ersetzen. Das Kunststück gelingt – und dann: Erlösung bei dem Pavarotti-artigen Spitzenton des „Vincero“. Ein Abend der Extraklasse schließt mit einem Jubel der Unvergleichbarkeit!
Ach ja, da gab es ja auch das reguläre Konzert der „Great Voices“.: es begann mit einer animierenden „Nabucco-Ouvertüre“ , blieb vor der Pause bei Giuseppe Verdi mit Bekanntem (Rigoletto und Traviata) und Raritäten (Attila, Lombardi und I due Foscari) und ging dann bunt gemischt weiter – Franz Lehar („Dein ist mein ganzes Herz“, „Gern hab ich die Fraun geküsst“ und „Freunde das Leben ist lebenswert“) zu Werther von Massenet („Pourquoi mé reveiller“) „Carmen“ von Bizet (Blumen-arie) bis zum Rodolfo aus Puccini’s „La Boheme“_ „Che gelida manina“..Man könnte bei Florez die Serie auf „Great Artists“ umtaufen.
Peter Dusek