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WIEN/ Konzerthaus: ‚Johann Strauss 2025‘: THE LAST WALTZ – doch ohne Charme?    

07.06.2025 | Operette/Musical

‚Johann Strauss 2025‘: THE LAST WALTZ – doch ohne Charme?       (6. 6. 2025)

 

Babys, der letzte Walzer soll der unsere sein! SAVE THE LAST WALTZ FOR ME –  eine Theaterdisco im Wiener Konzerthaus. Ein Abend zwischen Live-Musik,  Impro-Theater und großen Emotionen mit Künstler*innen aus allen

 Hinein in den Friedhof! Den Wiener Zentralfriedhof. Die Eventreihe ‚Johann Strauss 2025 Wien‘ hat am Jahrestag des Begräbnisses des Walzerkönigs – drei Tage nach seinem Tod, am 6. Juni 1899 ist dies gewesen – in das Konzerthaus zum letzten Walzer gebeten. Genauer, in Verleugnung der heimischen Sprache, zu „SAVE THE LAST WALTZ FOR ME“. Weg geräumte Sitzreihen im großen Saal, ein gut gestimmtes etwas jüngeres Publikum steht in Erwartung dicht gedrängt herum. Ohne zu tanzen, spendet aber viel Beifall. Lockerer geht’s nicht. Mit der Zeit allerdings – da füllen sich auch die Foyers des Konzerthauses mehr und mehr, gar so toll scheint es da drinnen nicht zu sein ….
 
Dieser Besuch am Zentralfriedhof-Grabdenkmal des Johann Strauss jr. ist ein am Beginn vorgeführter spleeniger Kurzfilm der ‚Last Waltz‘-Gestalter Oskar Haag und Oliver Welter. Zusammen gestoppelt haben sie auch das Programm für diese von ihnen ‚Theater-Disko‘ benannte Show. Und als singendes, rezitierendes Menschen-Material waren am Konzertpodium eingesetzt: Lino Camillo, der Nino aus WienPeachesThe Royal Strauss Sprachorchester (keineswegs royal, mehr social) und Naked Lunch und, und  … Und Verena Altenberger ist zu einer kämpferisch heraus geschrienen Kaiserwalzer-Paraphrase angetreten. Als Schlusspunkt ist Lars Eidinger als DJ angesetzt gewesen, doch nach 105 Minuten lautstarker Pop-Disko durfte man ruhig seinen eigenen Schlusspunkt setzen.
 
Somit, einmal mehr: Solch ein musikalische Glücksfall wie mit der Dynastie Strauss im 19. Jahrhundert ist der heute sich so selbstlobenden Wiener-Stadt mit ihrer Werbe- und Einkaufskultur nicht gegeben. Das an den Charme und die musikalischen Strauss-Feinheiten geschulte Ohr wird vom herzzerreißenden Nino oder seinen aufbrüllenden Kollegen nicht wirklich berührt. Ein anderes Niveau, ein anderer Charme, eine andere Welt. Könnte man diesem derzeitigen ‚Save The Last Waltz‘-Team etwa Maurice Ravels „La Valse“ irgendwie als Letzter Walzer-Vorbild empfehlen? Wohl zu hoch gegriffen. Immerhin, gute Sitten sind gegeben: ‚Johann Strauss 2025 Wien‘ bedankt sich artig für die Filmaufnahme am Grab des Walzerkönigs bei Friedhöfe Wien.
 
Meinhard Rüdenauer 

 

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