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WIEN/ Konzerthaus: GUSTAV MAHLERS 9. SYMPHONIE (SWR-SYMPHONIEORCHESTER/ TEODOR CURRENTZIS)

17.12.2019 | Konzert/Liederabende


Teodor Currentzis/ SWR Symphonieorchester. Foto: Helena Ludwig

Teodor Currentzis und das SWR Symphonieorchester mit Gustav Mahlers 9. Symphonie im Wiener Konzerthaus amf 16.12.2019

Gustav Mahler´s neunte Symphonie. Erschütternd… Schon schwer krank komponiert er sie, zerrüttet vom Leben, todtraurig über den Tod seiner geliebten Tochter und auch desillusioniert von der Liebe seiner Frau Alma. Mahler hat mit dieser letzten Symphonie seinen Abschied von der Welt komponiert und jeder einzelne Ton geht nahe. Wie besessen hat er an dem monumentalen Werk geschrieben, an mehreren Sätzen gleichzeitig.. Entstanden in einer kleinen Berghütte in Südtirol von 1909-1910. Mahler, der gerne Singstimmen und Chöre verwendete, hat in dieser „Abschiedssymphonie“ auf Text verzichtet – es gibt auch keine Worte die dem, was er in dieser Musik zu sagen hat auch nur annähernd gerecht werden könnten. Trauer, Verlust, Abschied, Tod, das Dahinschwinden und Verlöschen, das Vergessen. Der Vierte Satz ist das bewegendste, aufwühlendste und eindringlichste was jemals an Musik geschrieben wurde.

Renate Ulm erklärt in ihrem im Bärenreiter Verlag erschienenen Buch „Gustav Mahlers Symphonien“: ….. der nun einsetzende Schlussteil stellt den Abschied der Musik von der Welt des irdischen dar. Der musikalische Verlauf gerät immer weiter ins Stocken und verinnerlicht sich durch dynamische Zurücknahme bin zum vierfachen Piano. (Anm.: heute waren es ein gefühltes 6fach Piano…) In den letzten Takten zitiert Mahler das Schlussmotiv seines Kindertotenlieds „Oft denk´ ich, sie sind nur ausgegangen“. Die verklingende Musik soll mit innigster Empfindung und immer wieder ersterbend gespielt werden. Es bleiben schließlich nur transzendente Sphärenklänge in den Motiven der Streicher übrig, Ewigkeitsmusik – ein Abschied für immer. Das Werk endet mit der letzten Spielanweisung, „ersterbend“. Die Musik verstummt und kehrt nicht mehr zurück…..

Gustav Mahler starb am 18. Mai 1911, Die Uraufführung seines letzten vollendeten Werks wurde posthum mit den Philharmonikern unter Bruno Walter am 26. Juni 1912 in Wien gegeben.

Nun zur Aufführung am 16.12.2019 wo dieser Meilenstein der Musikgeschichte, das Tor zur Moderne, vom griechischen Dirigenten Teodor Currentzis und dem SWR Symphonieorchester im Wiener Konzerthaus aufgeführt – nein – zelebriert wurde. Currentzis ist seit 2016 jährliche mit Zyklen im Wiener Konzerthaus vertreten und immer ein Garant für Musikerlebnisse der herausragendsten und neuen Art. Aufwühlender und mitreißender kann man klassische Musik momentan nicht präsentiert bekommen. Im September diesen Jahres z.B. eröffnete er die Saison im Konzerthaus mit seinem Orchester MusicAeterna und einem neue Maßstäbe setzenden Mozart/Da Ponte Zyklus. Heute hat er uns mit der Neunten seines hochverehrten Lieblingskomponisten Gustav Mahler in den Bann gezogen. Herausragend musizierte das SWR Symphonieorchester, der zweite Satz eine extrem gelungene Karikatur auf den Landler aber was dann im berühmten vierten Satz geschah ist mit Worten nicht zu beschreiben. Während des ergreifenden Spielens wurde das Licht immer mehr abgedunkelt, dann immer wieder kurz heller bis zum Ende hin der Saal ganz im Dunkeln lag. Ersterbend, wie von Mahler vorgegeben. Das machte dieses tieftraurige Ende der Symphonie und auch das Ende Gustav Mahlers noch eindringlicher. Absolute Stille nach dem verrinnen des letzten, kaum wahrnehmbaren Tons, man wagte kaum zu atmen, nur die Beleuchtung der Notenpulte und das regungslose Verharren der Musiker auf der Bühne…. es dauerte gefühlte Minuten bis in dieser ergriffenen Stille der erste Applaus aufbrandete und sich dann rasch zu Begeisterungsstürmen ausdehnte. Ein tief bewegendes und beeindruckendes Konzerterlebnis!

Helena Ludwig

Teodor Currentzis: http://www.teodor-currentzis.com/

SWR Symphonieorchester: https://www.swr.de/swrclassic/symphonieorchester/swrclassic-symphonieorchester-100.html

Bericht Helena Ludwig – https://www.facebook.com/helena.ludwighttps://www.instagram.com/helena_ludwig_austria/

 

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