Wien Konzerthaus
FILMMUSIK ALS MEGA-EVENT: „HOLLYWOOD IN VIENNA 2016” (14.10.2016)
Es begann vor 8 Jahren noch wirklich bescheiden: unter dem Titel „Hollywood in Vienna“ begann die „rührige“ Sandra Tomek Filmmusik von Max Steiner ( u.a.“Vom Winde verweht“) bis zu Star Wars oder Harry Potter im Konzerthaus zu präsentieren. Und einen Max Steiner Award für die lebenden Film-Komponisten zu vergeben. Voraussetzung war ein flexibles Super-Orchester wie das Radiosymphonie Orchester Wien, das im Vormonat noch eine Uraufführung im Theater an der Wien spielte und nun Godzilla lebendig werden ließ; Problemzonen waren von Anfang an die zum Teil sehr schwierige Beschaffung von Notenmaterial – und als besonderes Hindernis – die Klärung der Rechte. Denn Filmmusik kommt einfach ohne Bilder nicht aus. Aber offenbar hat man in Hollywood den Werbe-Effekt für die aktuellen Filme bemerkt und erlaubt so zumindest Kurzausschnitte. Doch Sandra Tomek stilisiert die Gala, die seit langem zweimal gegeben wird, längst zu einem „Mega-Event“. Ein wirklich junges Publikum wirft sich „in Schale“, im Publikum findet man Stars wie Adrian Eröd, Herbert Lippert oder Dagmar Koller. Als Stimmungs-Anheizer wirken mit Jodler aus der Schweiz, Solotänzer der Wiener Staatsoper (Roman Lazik und Alice Firence) , ein türkisches Instrumental-Ensemble und Don-Kosaken. Außerdem treten großartige Gesangs-Solisten wie Katherine Ellis, Kristin Lewis (sie sang vor kurzem noch Aida an der Wiener Staatsoper) oder Grace Capristo auf. Weitere Mitwirkende: der deutsch-indonesische Geiger Iskandar Widjaja, Frantisek Janoska (Klavier), das russische „Trio Grotesque“ oder Martin Haselböck an der Orgel. Dirigent war einmal mehr der attraktive US-Spezialist für Cross-Over-Konzerte Keith Lockhart. Er begann seine Karriere vor 20 Jahren bei den „Bosten Pops“ und gilt heute als Filmmusik-Spezialist. Er animiert das RSO ebenso wie den Chor „Neue Wiener Stimmen“. Als zweisprachiger Moderator (Deutsch/Englisch) heizte der Deutsche Steven Gätjen wieder die Stimmung an, die am Ende in Jubel ohne Ende und „Standing ovations“ mündete. Und welche Kompositionen waren heuer zu hören (und zumeist auch zu sehen) ? Vor der Pause ging es diesmal um Weltraum-Klänge: der Auftakt war gleich spektakulär. In dem Film „A space Odysee“ wird „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss zitiert. Und das RSO erzeugte tatsächlich einen regelrechten Klangrausch. Ein Klangkörper, der sich auf die Moderne spezialisiert hat, zeigt hier seine Qualitäten in punkto Stilvielfalt und rasche Lernfähigkeit. Weiter ging’s unter dem Übertitel „Sound of Space“ aus dem Film „Star Track“ von Jerry Goldsmith, es steigerte sich mit „Star Wars“ von John Williams. Der ewige Menschheits-Traum vom Verlassen der Erde – hier wurde er zur Wirklichkeit. Nach der Pause konzentrierte sich das Konzert auf das Oeuvre des diesjährigen Max-Steiner-Awards-Empfängers Alexandre Desplat. Der Schöpfer von Film-Hits wie Harry Potter oder Grand Budapest Hotel wurde 1961 in Paris geboren, lernte schon als Kind mehrere Instrumente und startete im Jahr 1985 als Schöpfer von Film-Score’s. Inzwischen lebt er in Hollywood und hat unzählige Streifen mit musikalischem Leben aufbereitet. Im Konzerthaus waren Ausschnitte aus Filmen wie Twilight, Julie and Julia, The Ghostwriter, Godzilla, The Grand Budapest Hotel, Argo oder Harry Potter zu erleben. Überschäumender Jubel für Alexandre Desplat. Und ein Sonderlob für Sandra Tomek, die „Hollywood in Vienna“ zu einem unverzichtbaren Mega-Event für Wien ausgebaut hat.
Peter Dusek