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WIEN/ Konzerthaus – „Festival Resonanzen“: „PURCELLS TAVERN“

28.01.2017 | Konzert/Liederabende

KONZERTHAUS MS – „Festival Resonanzen“, 27. 1. 2017- „Purcells Tavern“

Nach jedem Regen folgt Sonnenschein, so auch bei diesen „Resonanzen“. Nach dem total missglücktem Konzert vom Donnerstag führte das norwegische Ensemble Barokksolistene mit ihrem Leiter Bjarte Eike das Publikum in ein Londoner Alehouse des 17.Jahrhunderts. Im Gegensatz zu Frankreich, wo die Musiker große Unterstützung des Hofes hatten, waren sie im puritanischen England viel mehr auf sich selbst gestellt und zogen als freischaffende Künstler durch die unzähligen Pubs. Um diese lockere Atmosphäre von Anfang an zu verdeutlichen, treten die Musiker gleich einmal mit Bierflaschen und Weingläsern auf und reißen das Publikum sofort mit schwungsvollen Arrangements mit. Das Ensemble besteht auf dem Papier aus fünf Streichern, zwei Gitarristen, einem Cembalo und Schlagzeug, aber bald erweist sich, dass diese Einteilung viel zu eng gefasst ist und neun Vollblutmusiker auf der Bühne stehen, die bei Bedarf auch mit anderen Talenten überzeugen können, wie der schmächtige Gitarrist Steven Player, der mit faszinierenden Tanzeinlagen ganz wesentlich am Erfolg beteiligt ist. Der Geiger Thomas Guthrie erweist sich als pointierter Moderator und trägt die Hauptlast bei den Gesangsnummern. Aber alle Kollegen sind immer wieder gesanglich im Einsatz und mit etwas Animation wird auch das Publikum zum Mitmachen gebracht. Nach allen prallen Wirtshausszenen inklusive einer großen Rauferei in Zeitlupe gibt es gegen Ende aber auch eine gefühlvoll elegische Nummer, die von Bjarte Eike sehr einfühlsam gespielt wird.

Viel zu schnell kam es zum letzten Teil, bei dem sich in einer echten Jam Session alle Musiker mit einem Solo präsentieren konnten. Da war der virtuose Perkussionist Helge Norbakken und der Violaspieler Per Buhre, der schon vorher als Mädchen in einem grotesken Duett aus der Fairy Queen mitwirkte, sowie sein Kollege Milos Valant mit einem spanischen Gesang, der Kontrabassist Johannes Lundberg und der Gittarist Frederik Bock und der Cembalist Hans Knut Sveen, die bei den szenischen Aktionen durch die Immobilität ihrer Instrumente doch etwas eingeschränkt waren.

Vielleicht war das Konzert nicht das, was üblicherweise unter Originalklang verstanden wird, aber die enorm flotten Arrangements und die lockere Art aller Mitwirkenden verströmten gute Laune in rauen Mengen und vielleicht klang das damals in den Londoner Pubs wirklich so oder ähnlich. Der einzige Wertmutstropfen war, dass sich bei dem traditionellen Essen nach dem Freitagskonzert das Menu vom Programm inspirieren lässt und die englische Küche nicht mit der Qualität der Musik von Purcell mithalten kann.

Wolfgang Habermann

 

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