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WIEN/ Konzerthaus: COSÍ FAN TUTTE konzertant unter Currentzis

Ein Vesuv der Lebenslust

11.09.2019 | Oper

Wien/ Konzerthaus

 

EIN VESUV DER LEBENSLUST: „COSI FAN TUTTE“ UNTER TEODOR CURRENTZIS (9.9.2019)

Diesmal schloss der Jubel alle ein .Nicht nur den Dirigenten, den griechischen Wahl-Russen Teodor Currentzis., der sich einmal mehr als Super-Begabung erwies. Dem liegt von den drei  von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte  gemeinsam verfassten Opern die 1790 am Burgtheater uraufgeführte „Cosi fan tutte“ ganz besonders. Denn wenn man eine Beschreibung von Currentzis und seinem in Perm gegründeten Chor und Orchester musicAeterna vornehmen müsste, dann tauchen da zweifellos Wörter wie „Lebenslust“ und „Freude“ auf. Es ist eine geradezu tänzerische Leichtigkeit, mit der er seine Interpretationen würzt. Und die Nähe zum Ballett ist ja auch durch das Diaghilev-Festival in Perm gegeben, das unter seiner Leitung florierte. Jedenfalls ist es die Kunst des Überganges, das langsame Anwachsen, die Perfektion des Accellerando – wer die Kunst des Ritardando  studieren will: Teodor Currenzis kann als „Forschungsgenstand“ empfohlen werden. Dazu kommt ein Hang zu Humor und Ironie. Kurzum, die „Schule der Liebe“ –  wie die „Cosi“ im Untertitel heißt – verwandelt sich unter der Leitung von Currentzis zu einem „Vulkan der Lebenslust“. Zu einer Parabel der Welt der Gefühle,  gegen die jede Vernunft kaum Chancen besitzt. Immerhin war das Ensemble diesmal recht ausgewogen. Star des Abends – neben Currentis und musicAeterna – war die russische Sopranistin Nadezhda Pavlova – ihre Fiordiligi  löste Jubelstürme aus, wie man sie auch in Wien selten erleben kann. Ihr Repertoire umfasst die Traviata bis zur Juliette. Und ihre Koloraturen funkeln wie jene der „sternflammenden Königin“. Dazu kommt eine dunkle, schöne Mittellage und eine passable Tiefe. Viel überzeugender als Dorabella  als als Cherubin war die irische Mezzo-Sopranistin Paula Murrihy. Sie beginnt ja den Stimmungsumschwung der beiden in Neapel lebenden Schwestern einzuleiten.Und sie zieht auch die zögernde Schwester mit. Und da auch Despina – Anna Kasyan – hervorragend besetzt war, übetrafen die Damen  insgesamt ihre wettfreudigen Herren. Anna Kasyan stammt aus Georgien und lieferte ein in die Jahre gekommenes Energiebündel: Köstlich. Ein fescher Ferrando – Mingjie Lei – kam aus China, aus Russland kam der Guglielmo Konstantin Suchkov: kraftvoll und viril, etwas blass der Don Alfonso – Konstantin Wolff (aus Deutschland). Überhaupt nicht gestört hat die fehlende Regie. Die Solisten spielten  ohnedies mit einer seltenen Intensität. Und das Orchester mit den stehenden und springenden Geigern war mindestens ein herrlicher Ersatz! Und musikalisch war ja ohnedies alles in bester Ordnung!

Peter Dusek

 

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