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WIEN/ Konzerthaus: CECILIA BARTOLI ALS BELCANTO-„ZARIN

29.11.2014 | Konzert/Liederabende

Wien/ Konzerthaus: CECILIA BARTOLI ALS BELCANTO-„ZARIN“ (28.November 2014)

Diesmal erhielt Cecilia Bartoli schon bei ihrem Erscheinen „Auftritts-Applaus“ – im Kostüm einer Zarin aus St. Petersburg im 18.Jahrhundert enthüllte sie einen riesigen weißen Pelzmantel. Und dann  erst begann sie mit dem Schweizer Spezial-Orchester für Barock-Musik  – den „Barocchisti“  –  unter der dynamischen Leitung von Diego Fasolis zu singen, zu verzaubern und alle Arten von Gefühlen darzubieten. Die „Primadonna assoluta“ aus Rom hat es wieder einmal geschafft. Sie reanimiert musikalische Kostbarkeiten, kann ihre stupende Technik an vergessenen Schätzen erproben und verwandelt ein anspruchsvolles Publikum in einen wahren „Hexenkessel“ der Begeisterung. Man fragt sich, wie sie das alles schafft. Die Salzburger Pfingstfestspiele sind ein Hit, Bellini‘s Norma und Rossini‘s Cenerentola  waren auch im Salzburger Sommer mehrfach überbucht – und nun präsentiert sie hochkarätige Musik, die von den Zarinnen Anna, Elisabeth und Katharina in St. Petersburg im 18. Jahrhundert ermöglicht wurden. Etwa aus der Oper Alcesta von Hermann  Friedrich Raupach, die 1758 in St. Petersburg uraufgeführt wurde. Dieser Raupach markierte den Beginn des Konzerts, das wieder eine neue Bartoli-CD bewerben soll. Und er bildete auch den Abschluss des offiziellen Teils wie der Zugaben. Allein die Wirkung von Raupach ist enorm. Der deutsche Komponist wurde 1728 in Stralsund geboren und starb mit 50 Jahren in der „Stadt der weißen Nächte“. Er wurde zweimal nach Russland engagiert, dazwischen wirkte er in Hamburg und Paris. Seine Arien waren zweifellos die Höhepunkte des aktuellen Bartoli-Konzertes, die zwischen Elegie und Virtuosität schwankten und oft auch sehr ironische Dialoge (etwa zwischen der Diva und der Trompete) brachten. Einige Komponisten kannte man wenigsten vom Namen her: Nicola Antonio Porpora oder Johann Adolf Hasse gehören in diese Kategorie oder  die „Zeitlosen“ Antonio Vivaldi oder Georg Friedrich Händel. Aber was sagt Ihnen  Francesco Domenico Araia oder Vincenzo Manfredini? Sie alle schrieben Musik für brillante Orchester und virtuose Solisten. Oft in Italienisch oder oft auch auf Russisch! Und Cecilia Bartoli hat sie wieder vor dem Vergessen-Sein bewahrt – wie zuletzt Agostino Steffani, dem sie übrigens eine Zugabe widmete. Wer wissen will, welches Eldorado an Gefühlen barocker Koloratur-Ziergesang fähig ist  –  bei dieser russischen Referenz-CD lernt er es kennen! Singen als Utopie und Überwindung der Schwerkraft. Singen als Balanceakt zwischen Tradition und spontaner Improvisation – großartig! Am Ende  gab es 4 Zugaben, Blumen und „standing ovations“. Cecilia Sie sind wunderbar!

Peter Dusek

 

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