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WIEN / KHM: VÄTER EUROPAS

29.05.2014 | Ausstellungen

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WIEN / KHM / Kabinettausstellung:
VÄTER EUROPAS
Augustus und Karl der Große
Vom 27. Mai 2014 bis zum 21. September 2014

Das erste und das zweite Reich

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Auf einen Blick: Augustus und Karl der Große Foto: Wagner

Die beiden Männer, denen das Kunsthistorische Museum eine Kleinausstellung widmet, stehen überlebensgroß in der Geschichte Europas. Ihrer beider Reiche, das Römische und das Heilige Römische, veranlassten Adolf Hitler, von seinem „Dritten Reich“ zu träumen, das sich dann mit den vorangegangenen in keiner Weise messen konnte. Was Augustus, den man den „ersten römischen Kaiser“ nennt, obwohl er den Titel nie getragen hat, und Karl den Großen verbindet, ist die Jahreszahl „14“: 14 nach Christus starb Augustus 76jährig, im Jahre 814 endete in Aachen das Leben von jenem deutschen König Karl, der im Jahr 800 (ein Segen für jedermann, weil leicht zu merken) der erste „Kaiser“ Europas wurde.

Von Renate Wagner

Der Kopf, das Gemälde Von beiden Männern trennen uns viele Jahrhunderte, von Augustus zwei Jahrtausende, von Karl dem Großen zwölf Jahrhunderte. Dennoch ist die Überlieferung vor allem im Fall des Römers nicht allzu schmal, weil es schon damals ein Bewusstsein für Propaganda gab, dass etwa die Statuen von Augustus im ganzen riesigen Römischen Reich (es umfasste faktisch den kompletten Mittelmeerraum und einiges darüber hinaus) überall aufgestellt wurden. Wenn das Kunsthistorische Museum in der Antikensammlung einen Porträtkopf von ihm besitzt, so ist das buchstäblich nur einer unter Tausenden. Karl der Große kann allerdings nicht „zeitgenössisch“ abgebildet werden, das große „Idealgemälde nach Albrecht Dürer“, das das KHM besitzt, entstand 800 Jahre nach dem Kaiser…

Das Wunder der Gemmen Die Ausstellung, die viel kleiner ist als es die beiden Herren verdienen, hat vermutlich den tieferen Zweck, auf besondere Kostbarkeiten des Hauses hinzuweisen. Im Fall von Augustus handelt es sich vor allem um die „Gemma Augustea“, die von Direktorin Sabine Haag als die „Mona Lisa der Antikensammlung“ genannt wird. Es ist die zweitgrößte erhaltene Kamee der Antike, im Zeitraum nach 9 n. Chr. entstanden (die größte übrigens, die Grand Camée, die in Paris aufbewahrt wird, ist etwa zwei Jahrzehnte jünger, zur Zeit von Kaiser Tiberius entstanden).

Gemma Augustea~1

Die „Augustea“ präsentiert eine gewissermaßen „zweistufige“ Geschichte mit Oberteil und Unterteil des mit 19 mal 23 cm für dieses Genre „großen“ Stücks. Dabei ist Augustus in der oberen Hälfte im Zentrum des Geschehens auf einem Doppelthron neben der Göttin Roma zu sehen, während Drusus und Germanicus, die siegreichen Feldherrn, links in dem aus Sardonyx (eine Onyx-Variation) geschnittenen Werk zu sehen sind. Im unteren Bildfeld befinden sich siegreiche römische Soldaten und unterworfene Barbaren. Das Werk ist von einer schier unglaublichen Kunstfertigkeit und Detailreichtum. Die Goldumrahmung kam natürlich erst später hinzu.

Adlerkameo_KHM Livia mit Augustusbüste x

Adler und Livia Daneben besitzt man in Wien noch zwei besondere Kostbarkeiten – vor allem der Adler-Kameo, der mit Pomp das Selbstbewusstsein einer Militärmacht auszustrahlen scheint, und, besonders interessant, jener Kameo, der Livia, die vielleicht bedeutendste Frau der Antike, nach dem Tod ihres Gatten Augustus zeigt, wie sie seine Büste hält. Im Gegensatz zur „Augustea“, von der man vermutet, dass sie im Privatbesitz von Augustus verblieb, war dies zweifellos ein Werk, das die Bedeutung der Kaiserinwitwe nach außen hin demonstrieren sollte. Allerlei Münzen, die mit Kaiserköpfen geziert sind, komplettieren den antiken Teil der Ausstellung.

KHM Krönungsevangeliar Johannes

Das Krönungsevangeliar Gleich daneben – es gibt keinen eigenen Raum – tritt man in die Welt Karls des Großen ein. Die weltliche Schatzkammer besitzt es, aber es war seit einem halben Jahrhundert nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen: Das so genannte „Krönungsevangeliar“, das ein Meisterwerk der Buchkunst des 9. Jahrhunderts darstellt und zum Krönungsschatz dazugehört. Auf dieses Buch schworen die deutschen Kaiser seit Karl, der sich selbst übrigens durchaus als Nachfolger von Augustus stilisierte. Das Werk, in Aachen entstanden, enthält verhältnismäßig viel Text und nur wenige Bilder – jene der vier Evangelisten werden im Original abwechselnd gezeigt. Dazu hat man eine Faksimile-Ausgabe für neugierige Besucher bereit gestellt, 472 purpurfarbene Seiten, auf die im Original mit Goldtinte geschrieben wurde – aber auch in diesem Nachdruck darf nur mit den danebenliegenden weißen Handschuhen geblättert werden… Auch hier gibt es Münzen, die Karl zeigen – über Jahrhunderte war das Bild des Herrschers auf dem Geld ein Garant, dass das „Volk“ ihn in den Händen hielt…

Bis 21. September, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr

 

 

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