Wien/ Burgtheater Kasino: „Turn“ – ohne Walzerkönig doch liebenswürdig animiert 25.9.2025
Foto: Tommy Hetzel
Es ist eine kleine Mogelpackung, welche unter der Patronanz von „Johann Strauss 2025 Wien“ im Kasino des Burgtheaters von den international besetzten Berliner Gob Squad-Performancer, in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz der Metropole zuhause, abgeliefert wird. ‚Turn – eine immersive Soirée‘ steht über dem lockeren, durchaus ansprechenden Abend. Ein offener weiter Spielraum ohne Bühne; ein Pianist auf einem Podest in der Mitte des Raumes und ein Streichtrio spielen bisweilen im Stil der längst vergangenen Avantgardejahre auf. Der Walzerkönig? Ist leider nicht in der freundschaftlichen Runde aufgetaucht – irgendwann war aber dann doch der Dreivierteltakt des Donauwalzers völlig verzerrt zu hören.
Lieb und formlos wird auf die Besucher zugegangen, werden diese zum Mitmachen oder zum Platztausch animiert. Funktioniert. Turn = Drehung. So etwas wie ein kultivierter Walzer? Nein, viel simpler. Im Kreis wird geschritten, gelaufen, mal auch recht schnell. Die Händen tanzen mit, und manche Dame aus dem Publikum findet zu liebenswürdig tänzelndem Ausdruck. Vor allem aber: International Berlinerisch wird über den Lauf des Lebens, über andauernde Veränderungen oder 200 Jahre Kapitalismus reflektiert. Eine bemühte nette Kommunikation ergibt, weiter und weiter im Kreis. Schon klar: Turn = alles wendet und verändert sich.
Meinhard Rüdenauer