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WIEN: Jubiläum Texilatelier von Harten:  Mit sensibler Hand gewebt    (11.6.2024)

11.06.2024 | Feuilleton

Jubiläum Texilatelier von Harten:  Mit sensibler Hand gewebt    (11.6.2024)

Textilkunst heute? Edel und doch nicht so ganz im Blickpunkt. Wiens renommiertes Textilatelier Beate&Celina von Harten begeht sein 40jähriges Jubiläum in der Galerie ‘Raum mit Licht’. Ein Atelier für Textildesign und Restaurierungen wie auch mit Hingabe zu schöpferischem Schaffen. Zu einer Zeitreise durch die Kunst textiler Gestaltung ist man hier eingeladen – und einiges an Sensibilität ist dazu auch für den Betrachter angebracht. Zwei Kulturstränge lassen Mutter und Tochter in ihrem Atelier erleben: Einerseits Bestreben und Wissen um sorgfältige Konservierung historischer Kostbarkeiten. Und andererseits der Blick in die Zukunft, kreativ ausgerichtet um persönliche wie sakrale Innen-, Lebensräume in eine gewisse ätherische Atmosphäre zu versetzen. Gestaltet werden ihre gewebten Kunstobjekte mit verschiedenen Techniken und Materialien, wie Leinen, Wolle, Seide, welche an Hoch- oder Flachwebstuhl von Hand gewebt werden. Und auch Gold-, Silberfäden können in den Tapisserien, Teppichen, Stoffen eingeflochten sein.

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Celina und Beate von Harten vor ihrer Tapisserie „Planeten“    Foto: Peter Berger

Der Blick auf die Historie: Mit der Sicht weit, weit zurück in der Geschichte, auch über zwei Jahrtausende. Wertvolle Schätze für Sammler und Kenner werden in der Werkstatt restauriert. Mit dem Wissen der Bedeutung der Textilien und welche Botschaften mit positiver Aussage diese in ihren Epochen jeweils zu vermitteln hatten. Alte asiatische Stickereien, antike orientalische Teppiche und Kelims, südamerikanische Priestergewänder, Fragmente etc. haben ihre zeitlosen Werte. In Europa, ab dem Mittelalter, hatten künstlerische Tapisserien so etwas wie die Funktion als belehrende Werbeflächen für kirchliche und weltliche Mächte – etwa die üppig ornamentierten Fastentücher in den romanischen, gotischen Kirchen. Oder die Schilderung normannischen Heldentums auf dem Wandteppich von Bayeux, ca. 1070. Oder im Wiener Kunsthistorischen Museum sind die zehn riesigen Renaissance-Tapisserien mit dem Feldzug Kaiser Karls V. nach Tunis zu bestaunen.

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„Phönix“: Tapisserie aus der Serie ‚Paradiesvögel‘ aus Wolle, Seide und Gold  Credit: Peter Berger

Im Textilatelier Beate&Celina von Harten entsteht gewebte Kunst in abstrakten Formen, immer inspiriert von Natur wie derer reinen Schönheit und voll auf Ästhetik bedacht. Die aktuellen Kreationen aus dem Haus Harten: Abstrahierte moderne Landschaften werden mit Phantasie erdacht. Eine aufmerksame Reflexion des Betrachters wird dazu gefordert. Die beiden Künstlerinnen achten auf ökologische Nachhaltigkeit, schaffen langlebige Arbeiten. Aber auch auf philosophische wie kosmische Fäden möchten sie in ihren Aussagen hinweisen. Ihr Statement: „Unsere Kunst wächst aus dem Bedürfnis gegen den Mainstream der Zeit. Wir versuchen dieser Kunstform Raum und Existenz zu geben.“ 

Info: www.beatevonharten.at

Meinhard Rüdenauer

 

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