Johann Strauss 2025 Wien‘: Eine „ZIGEUNERBARON“-Paraphrase weit entfernt am Rand der Welt
Copyright: Victoria Nazarova
Diese Produktion hat den Titel „Das Lied vom Rand der Welt oder Der Zigeunerbaron“. Im Auftrag und bezahlt von ‚Johann Strauss 2025 Wien‘, für fünf Abende angesetzt im Museumsquartier. Dann dürfte es genug sein. Nicht am Rande der Welt sondern am äußeren Rand heimischer Kultur wird hier „Der Zigeunerbaron“ des Johann Strauss zerzaust. Hat dieses betroffene Objekt nicht immer als ein musikalisches Meisterwerk, ein völlig perfektes, wohltuend stimmiges gegolten? So auch heute noch?
Der Göttinger Vielzuvielschreiber Roland Schimmelpfennig hat so eine Art modischer Paraphrase über die Thematik des Stückes getextet. Zigeunerleben und so. Wirkt oberflächlich, bleibt wiederholt nicht verständlich, offenbar ohne Liebesbezug. Und die clevere Franui-Musikbanda aus Osttirol durfte sich mit einer gewissen Perversion über einige der Strauss´schen Traummelodien wagen. So wertvoll Franui im österreichischen Musikleben auch anzusehen ist …. lieber Hände weg von diesen einmaligen Musikstücken. Als Pechvogel noch dazu: Regisseur Nuran David Calis, ab Herbst Schauspieldirektor des Salzburger Landestheaters, offenbar ein Fremder im Sache gute Operette, kann immer wieder lebendige Bilder und so manch Geschrei und Gezappel arrangieren, doch keinen logischen Spannungsaufbau vermitteln. Geistiger Leerlauf scheint in diesem Trubel mehrmals gegeben zu sein. Das Ganze geht etwa in solch eine Richtung, mit unbedarfter Sozial- und Soldateskakritik spekulierend: So schön dürften sie damals nicht gewesen sein … wie auch die Menschen in unseren Tagen.
Copyright: Victoria Nazarova
Man kann diese Schimmelpfenig-Fassung als gefälligen Tand und Tändelei für das heutige Publikum ansehen. Ein bisschen vergnüglich vielleicht für manch unbefangenen Besucher. Als prominenter Darsteller im Ensemble muss Tobias Moretti einen mies gelaunten Wursthändler singen und mimen. Ja, das ist der Borstenvieh und Schweinespeck-Zsupán. Die meiste Last im Liebes- und Zigeuner- und Soldatenspiel hat Tenor David Kerber als Sándor Barnikay zu tragen. Doch sehen wir das Tuten und Blasen von Franui als durchaus gekonnt an. Am 5. April ist die letzte Vorstellung angesetzt. Empfehlenswert für Theatergeher, welche solche Gesänge kennenlernen wollen, die sich von heimischem Kulturgut in Zeitgeist-Händen zu Liedern am Rande der Welt pervertiert haben.
Copyright: Victoria Nazarova
Meinhard Rüdenauer