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WIEN/ ImPulsTanz/Burgtheater: Dada Masilo: Ein afrikanischer Hamlet und drei Hilferufe

24.07.2024 | Ballett/Performance

ImPulsTanz/ Wien/Burgtheater: Dada Masilo: Ein afrikanischer Hamlet und drei Hilferufe

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Dada Masilo’s Hamlet“: des Prinzen südafrikanisches Gefolge.  Credit: Lauge Sorensen

Dada Masilo, Südafrikas Ikone des modernen Tanzes, ist mit ihrer Johannesburger Dance Factory für vier Abende in das Burgtheater eingezogen. Nach „Swan Lake“ oder „Giselle“ in früheren Impulstanz-Jahren stand nun „Dada Masilo´s Hamlet“ auf dem Programmzettel. Solch eine Annäherung an eine derart komplexe Dramatik hat wohl ihre Tücken. Shakespeare bleibt hier in dieser Paraphrase in weiterer Ferne. Masilo, eingelebt in die Rolle der Ophelia, arbeitet in ihrer choreographischen Manier: Ein ungemein intensiv engagiertes Ensemble, eine leere Bühne, Fluktationen mit Licht, herbe Mini Live-Musik wie herber eindringlicher Gesang vom Bühnenrand. Und die anspruchsvolle Erzählung? Spannungen wie ergreifende lyrische Momente stellen sich zu selten ein. Wohl viel Erregungen im wechselnden Getriebe mit Pantomime und kuriosen Verrenkungen, Zuckungen der Körper, herausgeschrienen Worten, oftmals gewollte Wiederholungen. Stark: All die Dynamik, mit welcher die Soli wie die elegant arrangierten Gruppentänzen ausgeführt werden. Doch eine klare Erzählung will sich nicht ergeben. Im Finale jedenfalls: Alle, alle sind tot, rücklings auf dem Boden liegend. 

Sidi Larbi Cherkaoui, Leiter des Ballettensembles von Genf, ließ in seiner titellosen Performance im Volkstheater die künstlerischen Ausdrucksmittel einander extrem überschneiden. Drei intensive Hilferufe, drei aneinander gereiht Tanzsoli, welche mit starker Aussage auf weltweite Probleme hinzuweisen versuchen.Nukleares Verhängnis: Der Tänzer, ein Japaner, sinniert darüber in seiner Verzweiflung über die Möglichkeiten vor der Katastrophe zu flüchten …. er versucht Selbstmord zu begehen. Kolumbianischer Guerillakrieg: Unglückliches Verhängnis für junge Menschen. Sie werden in diese brutalen Kämpfe hineingezogen, stehen Todesängste aus. Zerstörung von schönster Natur: Eine Tänzerin voll Verzweiflung weist auf das zerstörerische Eindringen von großen Konzernen in noch erhaltene paradiesische Lebensräume hin. 

Höchst eindringlich erzählt, auch mit Live-Kamera. Auf einer großen Videowand werden dazu jeweils in zerrissenen, eher wirren Bilderfolge die dazu passenden, meist aufputschenden optischen Vermittlungen gezeigt. Wie der Polizeiaufmarsch an der US-Stacheldraht-Grenze, kriegerische Momente, Zerstörungen durch Beschüsse – dagegen verlocken auch herrliche unberührte Strände, die Wunderwelt unter Wasser, etc. Es ist expressiver Ausdruckstanz, jeweils allzu überdehnt. Dies wie die scharfen Klänge der auf der Bühne singenden, musizierenden Damen und die flirrende Bilderwelt fließen zusammen. Alle drei hingebungsvoll ausgeführten Soli werden jedoch von diesen optischen wie musikalischen Reizen überflutet, haben auch ihrer Längen. Voll akzeptiert vom Publikum sind dies Aussagen jedenfalls geworden.

Meinhard Rüdenauer

 

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