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WIEN/ImPulsTanz: Abel Meirhaege Muziektheater Transparent and De Theatermaker‘- Monteverdi entblößt und so manch andere Befindlichkeit

29.07.2023 | Ballett/Performance

ImPulsTanz: Monteverdi entblößt und so manch andere Befindlichkeit

Splitternackt auf der Bühne: Dies ist wohl nicht jedermanns Sache, zählt jedoch zu den derzeit gepflegten Performance–Manieren. In Österreich beherrschen dies die Damen Florentina Holzinger & Doris Uhlich, und im Westen Europas … nun ja, der Reihe nach, auch bei ImPulsTanz präsent, etwa Marina Oteros „Fuck Me“ oder die belgische Needcompany. Und auch, unter dem Titel „Madrigals“ versteckt, als lockeres Adams-, Evakostüm–Stündchen, eine Produktion von Benjamin Abel Meirhaege mit dem holländischen ‚Muziektheater Transparent and De Theatermaker‘. Eher als Software anzusehen. Madrigale von Claudio Monteverdi, von drei Musikanten musiziert, sehr ordentlich, auch in adretter schwarzer Bekleidung (allerdings, an kreischendem Computersound immer wieder dazwischen mangelt es doch nicht).

Meirhaege tischt seine Show gekonnt sowohl sensibel wie frech auf. Es ist eine so richtige Mischkulanz: Acht lustvolle Nackerpatzerln auf dunkler Bühne im Kreis laufend, hüpfend, singend (nicht so schlecht), drehend, fallend, kriechend, mit diversen Actions. Da ist allerhand los, wohl nicht spannungsgeladen, nicht gerade sexy, zumeist bewusst auf Kontemplation ausgerichtet: Saunazeremonien bei offenem Feuer, Vernebelungen, Laserinterludium, Spielwiesenfreude. Die gesungenen Texte sollen überhöhen. Monteverdi entblößt, ein irdisches Modespektakerl zu himmlischer Renaissancemusik – das ImPulsTanz-Publikum im Volkstheater hat daran Freude gefunden.

Ein anderer Trend in der Performance-Szene: Frauen-Themen mit Blick auf Macho-Gebaren, Gewalt oder eigenen Psycho-Status. Mathilde Monnier aus Südfrankreich, durch Jahre Gast der sommerlichen Veranstaltungsreihe, führte dies in „Black Lights“ mit acht Darstellerinnen im Volkstheater vor. Zu vielerlei Worten und gelegentlich eingestreuten Musikfloskeln, mit Gefühlswallungen wie Bewegungsaffekten im Afro-Styl lässt sie ihre acht herumgehenden, -stehenden, tänzelnden Darstellerinnen sich in jeweils starken Momenten 70 Minuten emotionell voll ausleben. Nicht viel mehr. Und auch solch ein eindringlicher Befindlichkeits-Reigen kann im Kulturwandel den Bedürfnissen des speziellen Publikumskreises entsprechen.      

 

Meinhard Rüdenauer

 

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