WIEN/ Heeresgeschichtliches Museum: WISE-Festival mit feinen ostischen Klängen (17.5.2024)
Ein ziemlich exklusives Programm: Das international renommierte Wiener WISE-Kammermusikensemble feiert zum fünften Mal sein CRO-ArT-Festival der Neuen Musik. Diesmal mit Blickrichtung Osten, über Kroatien hinaus. Ganz und gar kein wilder Balkan, sondern überwiegend zart empfundene Klänge für Streichquartett und das Virtuosen-Paar Andrea Nikolic (Violine) und Gitarrist Sanel Redzic haben überrascht. Arrangierte bosnische und sephardische Volkslieder können in noblen Tönungen berühren. Oder ein übersensibles „Englisches Konzert“, ein Engelskonzert, von Vojilsav Ivanovic. Oder, ein Spur handfester, Aleksandras Verbalovs von ‚grenzenloser‘ pannonischer Folklore („Pannonia Boundless“) getragenes Streichquartett. Beide Künstler (sie in New York wirkende Serbin, er Professor in Sarajevo), sind international arriviert, doch hier keine bekannten Musikergrößen.
Etwas frech hat sich die Wiener Komponistin und Medienkünstlerin Belma Beslic Gál erlaubt, die Sterbejahre von Gavrilo Prinzip, den Attentäter in Sarajevo auf Erzherzog Franz Ferdinand, mit Klangprojektionen, Video und Sextett im Heeresgeschichtliche Museum verschlüsselt nachempfinden zu lassen. Die Uraufführung von „Prin/c/z/ip“ als Sterbevision, als ein musikalische Kryptogramm, als Psychostudie in Untergangsstimmungen – der wegen seiner Jugendjahre nicht zum Tode verurteilte Prinzip, Nationalheld in Serbien, ist in schwerer Einzelhaft an Knochentuberkulose 1918 in der Festung Theresienstadt zu Grund gegangen. Aber, aber, nicht kaltblütig …. mit sehr feiner wie fein interpretierter Musik hat WISE sein diesjähriges Wiener Festival einzuleiten verstanden.
Meinhard Rüdenauer