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WIEN/ Haus der Begegnung Floridsdorf: FLORIDSDORFER FRÜHLINGSKONZERT mit dem FRANZ LEHÁR-ORCHESTER

11.05.2018 | Konzert/Liederabende

Verblichenes altes Wien:

10.5.2018: FLORIDSDORFER FRÜHLINGSKONZERT mit dem FRANZ LEHÁR-ORCHESTER

Eine Tradition, die glückhaft unter Beweis stellt, dass Operettenmusik in Wien doch noch einen Platz hat: Zum 31. Mal fand das Floridsdorfer Frühlingskonzert im vollen ‚Haus der Begegnung‘ statt. Spiritus rector hinter diesem Konzert ist seit 30 Jahren Christine Stemprok, die gemeinsam mit dem Franz Lehár-Orchester unter Dirigenten Reto Parolari ein durchdacht abgestimmtes Programm mit Werken der „Silbernen Operettenära“ zusammenstellte und mit Wissen und Charme moderierte. Anlässlich des 70. Todesjahres von Franz Lehár erklang nach dem zündenden Galopp „Der flotte Studio“ von Franz Lehár senior (der Vater, eine Entdeckung!) ein Querschnitt aus „Das Land des Lächelns“ mit den Solisten Eugene Amesmann, Patricia Nessy, Michael Weiland und der koreanisch-österreichische Sopranistin Da-Yung Cho.  

Teil zwei des Konzertes erinnerte an Lehárs Lieblingstenor Richard Tauber, ebenfalls vor 70 Jahren verstorben, und brachte die wunderbare Arie „Du bist die Welt für mich“ aus Taubers selbst komponierter Operette „Der singende Traum“, 1934 am Theater an der Wien uraufgeführt. Das weitere Programm widmete sich dem Gedenkjahr 1938 und seinen Auswirkungen auf die Welt der Operette: Jenen Künstlern, die flüchten mussten, freiwillig in die Emigration gingen oder im KZ ermordet wurden. Mit Robert Stolz‘ „Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ wies Stemprok auf Stolz‘ mutige Haltung gegenüber dem Nazi-Regime hin, das ihn – als „Arier“ – zur „freiwilligen Emigration“ bewog. In krassem Gegensatz zu dem Schicksal Paul Abraháms, der als Vertriebener im New Yorker Exil in einer Irrenanstalt vegetierte, und seinem Librettisten Fritz Löhner-Beda, der im KZ ermordet wurde, steht deren beinahe surreal-fröhliche Operettenwelt. Wie „Meine Mama war aus Yokohama“ (aus „Viktoria und ihr Husar“) mit dem mitreissend komödiantischen Buffopaar Da-Yung Cho/Michael Weiland. Und noch weiter verblichenes alt-wienerisch: ein Schlagermedley aus der Feder des viel zu selten gespielten Nico Dostal und Robert Stolz‘ schmissiger „Frühjahrsparade“-Marsch. 

Wolf  Fiebiger 

 

 

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