Gesellschaft für Musiktheater – Liederabend Kurt Equiluz (17.10.2016)
Margit Fussi, Kurt Equiluz. Copyright: Stefan Tanzer
Wir älteren Musikfreunde können uns an den hervorragenden Oratorien- und Passionensänger Kurt Equiluz erinnern, der bis 1983 an der Staatsoper an über 1700 Abenden in rund 70 Partien zu erleben war. Jüngere kennen diesen Sänger vermutlich noch von seiner Mitwirkung bei zahlreichen Aufnahmen unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Mit einer „Winterreise“ hat er sich vor ein paar Jahren offiziell aus dem aktiven Musikleben zurückgezogen.
Doch gestern am Abend gab es ein überraschendes und ungeplantes Wiedersehen mit diesem großartigen Künstler. Als sehr kurzfristiger Einspringer für eine erst am Vormittag erfolgte Absage konnte die Gesellschaft für Musiktheater Kurt Equiluz nochmals für einen Liederabend gewinnen. Dieser nur wenige Stunden vor dem Konzert erfolgten Zusage ist es wohl auch geschuldet, dass zu wenige Zuhörer diesen Abend erlebt haben. Wer nicht dabei war, hat vermutlich ein historisches Konzert versäumt.
Auf dem Programm standen Lieder von Benedict Randhartinger, Franz Liszt, Josef Marx, Hugo Wolf und Franz Salmhofer. Ein Programm, das den stimmlichen Möglichkeiten des im 88.Lebensjahr (!) stehenden Künstlers zu Gute kommt, mit dem er aber seine nach wie vor intakte Fähigkeit für Stil und Phrasierung unter Beweis stellen konnte. Da fällt nicht ins Gewicht, dass manches Lied transponiert war; das soll auch bei jüngeren und aktuell sehr prominenten Sängern vorkommen, denn Ausdruck und Musikalität gleichen das mehr als aus. In vielen Passagen beweist der Sänger bis heute, welchen stimmlichen Nutzen die intensive Beschäftigung mit Bach ihm gebracht hat. Und diese Gesangskunst verbindet Kurt Equiluz mit in passenden Momenten auch gleichsam szenischer Interpretation zu einem dem Lied adäquaten Gesamtkunstwerk. In drei Liedern von Benedict Randhartinger präsentiert der Sänger einen eher unbekannten Komponisten, innig singt er „Wanderers Nachtlied“ in der Vertonung von Franz Liszt, voll Humor und Ironie gestaltet er 8 Miniaturen aus dem „Heiteren Herbarium“ von Franz Salmhofer. Nach zwei begeistert erklatschten Zugaben endete der Abend gefühlt zu schnell.
Margit Fussi, langjährige Begleiterin in den Gesangsklassen und bei Meisterkursen von Kurt Equiluz, begleitete aufmerksam und mit einfühlsam.
Michael Koling