AUSSTELLUNG “ WAGNER-POSTER“ (Plakatsammlung Dr. Klaus Billand) BIS MITTE SEPTEMBER IN DER GALERIE DES ONLINE-MERKER ZU SEHEN (Eintritt frei! Öffnungszeiten täglich – auch Sa +SO 15,30 -19 h
FÜR WAGNER-FREUNDE PFLICHT!
Dr. Klaus Billand und David Walser vor der Eröffnung. Copyright: Barbara Zeininger
Kurator David WALSER bei der Ausstellungseröffnung: Einige kluge Dinge wurden an anderen Orten bereits über Herrn Dr. Billands große Sammlung gesagt. In Füssen bei einem von Klaus Billand moderiertem Symposium rekapitulierte Stephan Braunfels die Kunstgeschichte des Plakats, beginnend mit dessen Anfängen als Propagandamittel im holländischen Freiheitskrieg gegen die Spanier im 16. Jahrhundert, über dessen Blütezeit im Paris des späten 19. Jahrhunderts, zu Lebzeiten Richard Wagners. Im Feuilleton des Nordbayerischen Kuriers erinnerte dann Frank Piontek an die zeitgenössische Rezeption von Wagner Plakaten in der Dortmunder Schau „Wagners Ring des Nibelungen in der Welt des Plakats“ von 1992. Da wir heute die Ehre haben, Herrn Dr. Billands Sammlung von Wagner Plakaten der letzten 25 Jahre in Wien präsentieren zu dürfen, möchte ich eine kleine Kunstgeschichte des Wagner-Plakats in unserem Wien erzählen. Dabei ist Wagners Meisterwerk „Tristan und Isolde“ ein Dreh- und Angelpunkt. Diesem Epos erkennt schon Herr Dr. Billand durch das Leitzitat seiner Sammlung aus dem „Tristan“: „Wie, hör‘ ich das Licht?“ und dessen Umkehrung „Wie, seh‘ ich die Musik?“, eine inspirierende Rolle zu. Die erst zweite Inszenierung des „Tristan“ in Wien im Jahr 1903 durch Gustav Mahler, stellt die Verwirklichung des von Wagner vielbeschworenen Gesamtkunstwerks in Wien dar.
Mahler, selbst durchdrungen von der genialen Idee eines totalen Zusammenwirkens aller Kunstformen, engagierte für den „Tristan“ den Maler und Graphiker Alfred Roller, Mitbegründer und ab 1902 auch Präsident der Wiener Secession, als Bühnenbildner. Mahler schwebte eine gerundete Inszenierung einer Wagner Oper vor, die seinen modernen Vorstellungen von der Einheit des Musikalischen und des Szenischen Geschehens entsprach. Das Wagnis, einen führenden Kopf, einer damals hochmodernen wie hochumstrittenen Künstlerbewegung miteinzubeziehen, sollte sich auszahlen. So war die Idee des Gesamtkunstwerks auch ein Leitmotiv der Secessionsbewegung, welche das Gesamtkunstwerk als ein Mittel zur Lebensreform feierte. Sich auf Wagners Traum vom: „[…] nach ethischer Verbesserung strebenden Menschen, welcher sich dazu völlig mit Kunst umgeben sollte, da er dadurch mehr Sinn für das Gute und Schöne in der Welt gewinne, Aggressionen verliere, und Toleranz für alles von seinen Seh- und Hörgewohnheiten abweichende entwickle […]“ (Agnes Husslein-Arco, Einführung, in: Agnes Husslein-Arco/Alfred Weidinger (Hg.), Gustav Klimt und die Kunstschau 1908, München 2008, S. 9.), berufend, eröffnete die Secession im Jahr 1902 eine Ausstellung, welche ganz im Zeichen des Gesamtkunstwerks stehen sollte. Die Beethoven Ausstellung brachte Skulptur, in Form von Max Klingers Beethoven Statue, Malerei durch Gustav Klimts Beethovenfries und auch Kunsthandwerk in Form von für die Ausstellung von Alfred Roller gestalteten Plakaten, unter ein Dach. Dabei wurde jedem künstlerischen Teil die gleiche, große Bedeutung zugesprochen. Die Plakate wirkten als eigenständiges Kunstwerk an der Verwirklichung der Gesamtidee mit. Besonders die repräsentative Funktion der Plakate für die Ausstellung und damit auch die gesamte Secessionsbewegung darf nicht unterschätzt werden. Für die Ausgestaltung des Beethovenfrieses von Klimt war Beethovens 9. Symphonie ein entscheidendes Vorbild. Richard Wagner selbst hatte in Texten den Sinngehalt der 9. Symphonie in romantischer Manier herausgearbeitet und bietet eine programmatische Deutung dieses Werkes, welches als das Genialste in der Musik betrachtet wurde und Klimt als Ausgangspunkt und Inspiration für die Szenen des Frieses diente. Mahler wirkte 1902 ebenfalls am Gesamtkunstwerk mit: er dirigierte persönlich das Finale der 9. Symphonie. Roller gestaltete im Weiteren für Mahler nicht nur ein umjubeltes Bühnenbild für den Tristan, sondern auch Plakate für Mahlers Uraufführung seiner 8. Symphonie in München im Jahr 1910.
Wagner Plakate hier in der Merker Online Galerie zu präsentieren bedeutet also dezidiert, einen Teil des Wagnerschen Werkes zu verwirklichen, welcher in dieser Form für uns Zuschauer vermutlich seltener erfahrbar ist, als die zahlreichen Aufführungen der Ring-Tetralogie, welche Herr Dr. Klaus Billand auf der ganzen Welt bereist. Wir dürfen uns alle glücklich schätzen, im Sinne Wagners heute einem echten Gesamtkunstwerk beiwohnen zu dürfen, welches durch die gesangliche und musikalische Begleitung von Christoph Ungerböck und Hande Yusumut-Walser vervollkommnet wird.
David Walser
Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger
Wagner bietet durchaus auch Sex. Die Rheintöchter, nicht in wallenden Gewändern) – und so hat man Isolde wohl auch noch nie gesehen!. Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger
Copyright: Barbara Zeininger