Festwochen: „La Clemenza di Tito“ …. Mozart trägt die Last (22.5.2024)
Die Freie Republik Wiener Festwochen schlägt sich stolz auf die Brust, zitiert den „Standard“: „Die kreativste und konfrontativste Interpretation von La Clemenza der letzten Jahrzehnte“. Herbeigeholt aus dem Grand Théatre de Geneve. Wiens neuer Festwochen-Intendant Milo Rau hatte dort 2021 sein Kreativspiel mit Mozarts letzter Oper „La Clemenza di Tito“ begonnen, dieses in weiteren Städten fortgesetzt, ist nun im Wiener Museumsquartier gelandet. Keine Bruchlandung. Der zweite Wiener Abend ist mit starkem Beifall aufgenommen worden.
Rau´s Kreativmethode entspricht der derzeitigen Manier nicht weniger Opernregisseure. Rau: „…indem ich das Werk aktualisiere“. Ganz schön, was da alles in diese Huldigungsoper – 1791, zur Krönung von Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen in Prag – an Ingredienzien hinein serviert werden kann. Einiges geschmackiges, weit mehr Turbulenzen mit Bildüberflutungen, Exekutionen, sensiblem Mienenspiel der Darsteller, Raufereien, blutverschmierten Gesichtern in Großformat, Intimitäten …. was passt noch dazu? Während Mozarts Arien – nicht die bekanntesten, doch wunderschöne – mit aller Intensität gesungen werden (ohne heimische Sänger), erzählen in Österreich eingebürgerte oder ansässige Mitwirkende am Videoschirm über ihre Lebenswege. Vieles bindet sich, manches schleppt sich dahin.
Dirigent Thomas Hengelbrock lässt die Camerata Salzburg dem vorgegeben Stil nach musizieren.
Was ergreift? Das Publikum geht mit und Mozart trägt die Last dieser selbstbewußt kreierten Mixtur.
Meinhard Rüdenauer