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WIEN/Festwochen im Museumsquartier: SKATER – & BADESTRANDGLÜCK

22.05.2023 | Ballett/Performance

Wiener Festwochen: Skater– & Badestrandglück (21.5.2023) 

Schwierig, schwierig sieht es aus …. was man heute nicht schon alles als Kulturbeglückung verstehen soll. Die Wiener Festwochen haben zu zwei kurzen Kurzgastspielen eingeladen. Nett und friedlich und wenn man will – auch etwas skurril.

„SUN & SEA“: Das ist eine kleine Reise an an einen Meeresstrand, hier wohl an der Ostsee. Von dort kommt die singende Schar in das Semperdepot angereist. Schaut hier ohne sanfte Meereswellen auch nicht gerade zu sehr nach Badestrand aus. Doch auf aufgeschüttetem Sand liegt auf Badetüchern und in Badeanzügen eine dahin dösende Gesellschaft am Rücken, spielt Federball oder streichelt ein braves Hundi. Gelassen mimend wird chorisch oder solo gesungen (Trick, Vorsicht: Lautsprechersound). Sea? Eben nicht da. Und Sun? Die hohen Fenster der imposanten Halle lassen die Dämmerung miterleben. Litauen, Lettland sind ja Länder mit einer wunderbaren Chor-Tradition. Das hier klingt ebenfalls schon sehr schön, aber auch ein bisschen spannungslos. „Der Sonnencreme-Bossa-Nova“ etwa, oder „Das Lied von der Fernbeziehung“, „Chanson des Genusses“, „Das Lied der 3D-Schwestern“ sind Titel der Lieder. Immer angenehm, vielleicht eine Spur zu gleichförmig. Und um die aktuelle Aussage besser zu vermitteln, lassen wir lieber das Programmheft sprechen: „Die ausgedehnten Erzählungen über triviale Sorgen, Sonnenbrand und Urlaubspläne fordern eine bohrende Erkundung von Kapitalismus, Konsum und Klimawandel zutage: Müde Körper als Metonym für einen müden Planeten.“ Also, das ist’s: unsere geistige Müdigkeit.

 

SKATEPARK„: Konträr, total konträr. Diese zehnköpfige Skaterpartie (plus kleiner Wiener Assistenz) in der kleinen Museumsquartier-Halle ist mit Energie geladen. Flott, flott wird auf Skateboards wie auf Rollschuhen zwischen installierten Rampen und Kanten hin und her geflitzt. Nicht wenige Supertricks sind dabei zu bestaunen. Solch lebendiges Skater-Spektakel mit vielen Parallelaktionen tut schon gut. Die dänische Choreographin Mette Ingvartsen verkauft diese Ramasuri zu dröhnendem Simpelsound als so etwas wie ein Skater-Ballett, als ein dynamisches Koordinations- und Improvisationsspiel. Ja, originell. Aber doch, die jugendlichen Festwochen-Gäste aus Belgien können nicht genug bekommen, und dann scheint es ihnen irgendwie ein bisschen an Esprit zu mangeln. Also, festwöchentliche Badeszene und herbei gezauberter Skatepark spiegeln einige Facetten des gegenwärtigen Kulturbetriebes wieder. Ja, so ist´s.

Meinhard Rüdenauer

 

 

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