Das gesamte Ensemble. Foto: Herta Haider
WIEN / MERKER – Kunstsalon in der Bezirksvorstehung Döbling: IL TABARRO – konzertant – am 05.06.2018
Nachdem wir im heurigen Fasching mit Gianni Schicchi den heiteren Einakter aus Puccinis „Il trittico“ erleben konnten, stand diesmal das tragische Stück – Il Tabarro – auf dem Programm. Wie gewohnt, waren auch diesmal Besetzungsänderungen aus terminlichen und gesundheitlichen Gründen nötig, die von Elena Habermann mit Routine und mit einem guten Geist namens Manfred Schiebel auf hohem künstlerischem Niveau bewältigt wurden. Paolo Rumetz – unser Gianni Schicchi – besuchte die Vorstellung seiner Kollegen und entspannte sich zwischen seinen Auftritten als Rigoletto in der Wiener Staatsoper.
Die Besetzung war wieder eine gelungene Mischung aus bewährten, bekannten Kräften und jungen, talentierten Sängern auf Empfehlung des musikalischen Leiters Manfred Schiebel, der wieder für die temperamentvolle Klavierbegleitung sorgte. Die von Puccini komponierte grausige Musik, die eine verstimmte Drehorgel symbolisiert, hörte sich furchtbar an – wie müssen diese richtig gespielten, aber schrecklich falsch klingenden Töne einem Pianisten mit feinem Gehör weh tun?!
Russi Nikoff, der im Kunstsalon oft und gern gehörte Bariton ist als einziger Hauptrollensänger aus der geplanten Besetzung übriggeblieben. Er sang den Seine-Schiffer Michele mit schön klingender, technisch perfekter Stimme und konnte auch die unterschiedlichen Stimmungen dieser unglücklichen Figur eindrucksvoll darstellen.
Sein Gegenspieler – der Stauer Luigi – wurde von Muratcan Atam mit wunderschön timbriertem Tenor sicher und leidenschaftlich gesungen. Wir haben den jungen Tenor im Verdi/Schiller-Programm des Kunstsalons kennengelernt und freuten uns über ein sehr erfreuliches Wiederhören.
Erstmals hörten wir die junge kasachische Sopranistin Lada Kyssy, die mit kräftiger, technisch sehr guter, höhensicherer Stimme die untreue Ehefrau Giorgetta darstellte. Ihr optischer Eindruck macht klar, warum sie die beiden Männer betört – sie wird auch in Gars am Kamp, wo sie heuer die Tosca singt, beim Scarpia nachvollziehbare Begehrlichkeiten hervorrufen – #MeToo lässt grüßen!
Yuko Mitani stellte als Frugola eine Luxusbesetzung dar – ihr Sopran klang rund, klar und einfach schön; ihr zuzuhören macht immer wieder Freude. Für eine Vorstellung ohne Schwachpunkt sorgten die jungen Herren Tair Tazhigulov als Talpa, Stefan Reichmann als Tinca und George Kounoupias als Liedverkäufer.
Es war wieder ein schöner Opernabend, der auf das Saisonfinale im Schlosshotel Weikersdorf – Baden am 4. und 5. Juli und auf das vorgestellte Programm für die neue Saison Lust machte.
Maria und Johann Jahnas