Flaka Goranci, Mennan Berveniku, Anna Ryan. Foto: Herta Haider
Merker Zanetto Dusek
Festsaal Bezirksvorstehung Wien 19. Gatterburggasse 14
BERÜHRENDE MASCAGNI-RARITÄT: „ZANETTO“ IM MERKER-KUNSTSALON (20.11.2018):
Pietro Mascagni war erst 27 Jahre alt als sein Opern-Erstling „Cavalleria Rusticana“ in Rom im Jahr 1890 als Bühnen-Sensation gefeiert wurde. Und obwohl er in den nächsten Jahrzehnten mehr als ein Dutzend Werke wie „Guglielmo Ratcliff“ oder „Nerone“ herausbrachte – keines kam an die Popularität der „Sizilianischen Bauernehre“ heran. Die tragische Liebe zwischen Santuzza und Turridu und vor allem das berühmte Zwischenspiel – sie gehören zu den am meisten gespielten Opern und sogar der Film griff auf Mascagni zurück: etwa im „Paten“. Dennoch sollten sich mutige Intendanten die Einspielungen der „vergessenen“ Mascagni-Opern durchhören. Oder gar einmal statt der Kombination mit „I Pagliacci“ von Leoncavallo auf einen reinen Mascagni-Abend umstellen. Nun: der Merker-Kunstsalon und seine umtriebige Koordinatorin Elena Habermann haben ein vielversprechendes Beispiel präsentiert. Und zwar den 40 minütigen Einakter „Zanetto“ über die seelischen Verwirrnisse der schönen Kurtisane Silvia mit ihrem jugendlichen Verehrer Zanetto. Eine Oper für zwei Frauenstimmen. Denn der junge „Minnesänger“ – das Stück spielt in der Toscana in der Renaissance-Zeit – wird von einem Mezzo dargestellt also von einem Vorfahren von Octavian.
Die Raritäten-Aufführung im „Merker-Kunstsalon“ hatte einen großartigen Pianisten namens Mennan Berveniku und zwei grandiose Sängerinnen zur Verfügung: Anna Ryan als Kurtisane, die vergeblich nach der wahren Liebe sucht, und die aus dem Kosovo stammende Mezzo-Sopranistin Flaka Goranci, die offenbar „Bindungsängste“ überwinden müsste, sind eine Idealbesetzung für diesen Macagni-Einakter, dessen Uraufführung 6 Jahre nach der Cavalleria im Jahr 1896 in Pesaro stattfand. Anna Ryan gehört zu den vielseitigsten Sopranen, die ich kenne. Ihr Repertoire reicht von Abigaile bis Aida, von Butterfly bis Leonora (Trovatore). Und als Kurtisane muss sie in Lyrik ebenso schwelgen wie sie in der Attacke die Stimme „aufblühen“ lassen muss. Und Mascagni verlangt seinen Protagonisten veristische Bravour ab:grandios!
Der „fahrende Sänger“ muss etwas von der Naivität der ersten Liebe transportieren, die sich vor den wahren Gefühlen fürchtet. Flaka Goranci aus dem Kosova ist blutjung. Edles Timbre mit Ausstrahlung . Kein Wunder, dass sie schon Rollen wie Dorabella und Cenerentola „drauf“ hat. Das Publikum war jedenfalls begeistert und die meisten würden sich freuen, zumindest eine Konzert-Version mit Orchester – und den beiden Sängerinnen – miterleben zu können. Das nächste Konzert des „Merker-Salon“findet übrigens am 4.Dezember statt: und zwar ein Advent-Konzert zugunsten des Vereins „Ich bin OK“.
Peter Dusek