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WIEN/ Festsaal Gatterburggasse/ Merker-Kunstsalon: ERNANI – konzertant in Starbesetzung

18.06.2016 | Konzert/Liederabende

17.6.2016, Merker-Kunstsalon: „ERNANI“in Starbesetzung

 

Dass das Orchester durch einen exzellenten Pianisten ersetzt wird und der Chor hinzugedacht werden muss, nimmt man gerne in Kauf, um solche Stimmen und ein großes Drama im kleinen Festsaal des Döblinger Amtshauses zu erleben. Naja, eigentlich hat auch noch das berüchtigte Horn gefehlt, in das der grimme Silva blasen soll, damit der noble Tenor sich töten muss. Aber was in diesen 4 Menschen vorgeht, das haben die Kunstsalon-Stars mühelos vermittelt.

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Pavel Kachnov, Anna Ryan, Daniel Magdal, Alik Abdukayumov, Apostol Milenkov. Copyright: Herta Haider

Daniel Magdal musste auf den Chor verzichten, der dem Titelhelden von Verdi als Einsinghilfe zur Verfügung gestellt wurde, und eigentlich rief seine kraftvolle Stimme nach Grundierung durch ein volles Orchester. Aber Pavel Kachnov hatte bereits im Vorspiel die Verdische Träne zu Gehör gebracht, die auch der Tenor in der Stimme hat, wenn er „del miocorgliaffanni“ besingt und zuletzt seinem Gefolge erklärt, wenn er die auch vom alten Silva begehrte Dame nicht kriegen könne: „D‘affanomoriro!“  Die Intensität seines Singens bezwingt, der Höhenglanz fesselt. Elvira, die dreifach Begehrte ist -wer sonst? Anna Ryan. Schon bei ihrem Erscheinen geht ein Raunen durchs Publikum: so stellt man sich eine Primadonna vor. Und natürlich singt sie problemlos Lyrisches und Dramatisches, Fiorituren und Vorstöße ins Spitzenregister mit ihrem klaren, hellen, perfekt geführten Sopran, der „un Eden di delizia“ erwartet, wenn Ernani sie aus dem verhassten Haus des Oheims entführen würde…Doch da erscheint der Drittekein Geringerer als  Don Carlo, re di Spagna, der Elvira unumwunden erklärt: „Qui mi trasseamorpossente!“ Von dem so jugendlich aussehenden wie lebhaft agierenden Alik Abdukayumov mit wahrem Prachtbariton hinreißend gesungen, einer nobel und voll strömenden Verdi-Stimme par excellence,  wird die arme Elvira ganz schön in die Enge getrieben. Und natürlich wird der Rivale zum „masnadiero“ degradiert, obgleich er bekanntlich ein aristokratischer Don Giovanni d’Aragona ist. Elviras Thronverzichterklärung und der ihm angedrohten Erdolchung folgt das plötzliche Erscheinen Ernanis. Großes Terzett mit Wettstreit der Herren, wer stärker ist, natürlich in bestem Verdi-Einklang, ehe die tapfere Frau die beiden Steitenden mit dem Schwert trennt. Man hört alle heftig aufflammenden Gefühle.  Dann ist der Bass dran. Apostol Milenkov steuert die bisher vermissten dunklen Töne bei: „Infelice…e tuocredevi si belgiglioimmacolato!“ singt er, ganz seinem Gefühl folgend. Aber das verlangt letztlich „Vendetta!“ Die Stimme gewinnt zunehmend an Gewicht, während die höherstimmigen Rivalen sich vokal austoben.

Der Pianist unterstützt sie dabei mit Verve, immer auf Kantabilität beharrend. Dass Silva im „pellegrino“ nicht Ernani vermutet, wer sollte es ihm verargen inmitten so viel dumpfen Brütens. „La cemenza“, den Liebesverzicht,   macht der Bariton, der inzwischen zum „Carlo Quinto“ avanciert ist, mit vokalem Adel glaubhaft. Und der Tenor, der dem bassalen Rivalen als Dank für die Überlasssung der beidseits geliebten Elvira nichts Geringeres in Aussicht stellt, als auf der Stelle zu sterben, wenn das fatale Horn ertönen sollte,macht sich vollends zum allseits bewunderten Helden mit rührenden Kantilenen und unwiderstehlichem Höhenzauber. Ihn beneiden und das Horn blasen ist für Don Silva eins. Der Held stirbt zwar stehend, aber sehr bewegend. Was die Überlebenden dann tun, bleibt offen…                

Das Publikum hat kein Problem – es braucht nicht zu entscheiden, wer von diesen 5 echten Protagonisten am besten war, und verteilt Applaus und Jubel auf alle gleichermaßen. Der tüchtigen Managerin dieses Verdi-Events, Elena Habermann, wird noch ein „Happy birthday!“ aus kräftigen  Kehlen gesungen und alle freuen sich auf ein nächstes Mal! 

Sieglinde Pfabigan

 

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